Der Physiker und Journalist Philipp Häusser erklärt in seiner Keynote auf dem DRG|FORUM 2025, was KI ausmacht, wie sie lernt und wie Kliniken sie nutzen können.
Neuronale Netze, nongeniale mathematische Funktionen und der Sinusrhythmus: Philip Häussers Keynote war für einen Freitagmorgen auf dem DRG|FORUM 2025 schwere Kost. Häusser, Physiker, Informatiker, Start-up-Gründer und Journalist, hat 2018 seine Doktorarbeit über neuronale Netzwerke abgeschlossen, die Grundlage vieler Anwendungen. Er kennt die große Blackbox – KI – besser als die meisten von uns. Regelmäßig erklärt er in Wissenschaftssendungen des ZDF und SWR, was sie ausmacht, wie sie lernt und wächst – und wie nützlich sie sein kann. Denn: „Der Mensch ist dafür gemacht, neugierig zu sein, durch die Welt zu gehen und Fragen zu stellen. Die KI kann dann die Routine übernehmen“, sagt er.
Daten spielen entscheidende Rolle
Natürlich auch im Gesundheitswesen: Da kann KI zum Beispiel EKG-Rhythmen identifizieren, Arztbriefe schreiben, Bilddaten analysieren und noch viel mehr. Kliniken sollten ihren Datenschatz horten und diesen aber auch heben, so Häusser. Denn Daten, das ist nicht neu, spielen die entscheidende Rolle bei der Nutzung von KI.
„Wir benötigen ausreichend viele, müssen diese zweckmäßig aufbereiten und während des Trainings auch schnell genug verarbeiten können.“ Der Trick sei, herauszufinden, wie man Daten so vorbereitet, dass man neuronale Netze darüber laufen lassen kann.
Mit KI Notaufnahmen entlasten
Ein weiteres Beispiel von Häusser: Triage-Tools. Hier stehe man gerade an einer Schwelle zum nächsten großen Ding, nämlich Agentic AI. Ein Agentic-Workflow könnte zum Beispiel so aussehen – und ganz nebenbei auch Notaufnahmen oder Rettungsleitstellen entlasten: Ein Anruf geht bei der Krankenhaus-Hotline ein, die KI versteht die Sprache und kennt aber auch die Top-5-Anliegen der Anrufer. Sie kann, wenn sie einmal richtig angelernt ist, typische Notfallmarker detektieren, zum Beispiel erkennen, ob die Sprache des Anrufers auf einen Schlaganfall hinweist. Zusätzlich erkennt sie dann den Sprecher, kann auf die Patientendatenbank zugreifen und entsprechende Maßnahmen anstoßen.
Für Häusser ist Agentic AI - ganz klar - eine Superpower. „Wir können damit über Knotenpunkte Workflows gestalten, die bisher gar nicht möglich waren. Und so können wir ganze Subprozesse optimieren – das ist neu.“
Und was kommt als Nächstes? „Physical AI“, so Häusser. Wichtig sei aber grundsätzlich auch die Frage, wie man all die KI-Anwendungen energieeffizient bekommt.
KI spielerisch kennenlernen
Seine große Angst beim Thema KI ist, „dass ein signifikanter Teil der Bevölkerung droht, einfach abgehängt zu werden.“ Diejenigen, die KI nutzen, werden um ein Vielfaches effektiver sein, als diejenigen, die den Anschluss verpassen. Wichtig sei es also, so viele Menschen wie nur möglich mitzunehmen, erstmal auszuprobieren, spielerisch mit KI umzugehen. Wie Häusser selbst, der zu Hause zum Beispiel einen Staubsaugroboter nutzt, der auch aufräumt, dabei aber seine Socken teilweise verlegt.
Routinen durch KI ersetzen
Entscheidern im Krankenhaus gibt der KI-Experte mit auf den Weg: „Fragen Sie sich zuerst mal, welche Aufgaben sehr viel Zeit kosten und immer ähnlich ablaufen. An diesen Stellen kann man ansetzen und durch KI entlasten.“ Den kompletten Patienten wird sie nicht durchanalysieren und das letzte Wort sollte sie auch nicht haben, „aber begleitend unterstützen.“
Häussers Schlusswort: „Das Beste ist immer, sich zu treffen, auszutauschen und Wissen zu teilen. So wie hier auf dem DRG|FORUM.“