20.000 Euro pro Bett

Kommunale Träger zahlen Milliarden für defizitäre Krankenhäuser

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Kommunale Träger zahlen Milliarden für defizitäre Krankenhäuser
Im Jahr 2024 haben kommunale Träger deutschlandweit rund 4 bis 5 Milliarden Euro an Unterstützungs- und Defizitausgleichsleistungen an öffentliche Krankenhäuser gezahlt, um diese zu erhalten. Geteilt durch die Gesamtzahl der Betten in öffentlicher Trägerschaft ergibt sich ein Betrag von ca. 20.000 Euro pro Bett. © iStock.com/thelinke

Die wirtschaftliche Lage öffentlicher Krankenhäuser in Deutschland spitzt sich weiter zu. Eine aktuelle Analyse der Beratungsgesellschaft Curacon zeigt: Kommunale Träger mussten 2024 rund 4 bis 5 Milliarden Euro aufbringen, um Defizite ihrer Kliniken auszugleichen. Trotz dieser massiven Hilfen bleibt der Sanierungsbedarf hoch – und die Gefahr von Insolvenzen wächst.

Im Jahr 2024 haben kommunale Träger deutschlandweit rund 4 bis 5 Milliarden Euro an Unterstützungs- und Defizitausgleichsleistungen an öffentliche Krankenhäuser gezahlt, um diese zu erhalten. Geteilt durch die Gesamtzahl der Betten in öffentlicher Trägerschaft ergibt sich ein Betrag von ca. 20.000 Euro pro Bett.

Zu diesem Ergebnis kommt die Beratungsgesellschaft Curacon in einer umfassenden Analyse der wirtschaftlichen Lage deutscher Krankenhäuser, deren Ergebnisse in einem Whitepaper veröffentlicht wurden.

Investitionsstau und Sanierungsbedarf in öffentlichen Kliniken

Demnach haben kommunale Träger in Städten wie Köln, München, Bremen, Fürth, Aschaffenburg oder Ingolstadt in den Jahren 2023 und 2024 zum Teil dreistellige Millionenbeträge bereitgestellt, um die Defizite ihrer Krankenhäuser auszugleichen.

Die kommunalen Leistungen pro Bett waren höher als die staatlichen Unterstützungsleistungen, die alle Krankenhäuser in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt pro Jahr (12.000 Euro) erhalten haben.

Laut Curacon stellen diese kommunalen Unterstützungsleistungen eine erhebliche Belastung für die öffentlichen Haushalte dar. Die Bezuschussung der Krankenhäuser bindet vielerorts dringend benötigte Haushaltsmittel.

Darüber hinaus besteht trotz dieser finanziellen Hilfen bei zahlreichen kommunalen Krankenhäusern weiterhin ein erheblicher Sanierungsbedarf. Eine eigenständige finanzielle Tragfähigkeit ist langfristig oftmals nicht gegeben. Dies könnte künftig auch im öffentlichen Sektor zu einer Zunahme von Insolvenzen führen, prognostiziert Curacon. 

Finanzierungskrise im Gesundheitswesen: Ursachen und Folgen

Deutschlands Krankenhäuser stecken insgesamt in einer Finanzierungskrise. Seit Jahren hält die Finanzierung der Betriebskosten mit den realen Kostenentwicklungen nicht Schritt: In den vergangenen 13 Jahren sind den Krankenhäusern nahezu 39 % der Erlöse entzogen worden.

Besonders kritisch ist die fehlende Investitionsverantwortung der Länder. Langfristige Zielinfrastrukturen auf Landesebene fehlen. In der Vergangenheit wurden die Investitionsverpflichtungen der Länder nicht einmal zu 50 % erfüllt. Dies hat deutschlandweit zu einem Investitionsstau und einer veralteten Infrastruktur in den Krankenhäusern geführt. Im Zeitraum von 2014 bis 2022 belief sich die kumulierte Deckungslücke auf rund 29 Milliarden Euro.

Unterfinanzierung betrifft alle Trägergruppen

Von der strukturellen Unterfinanzierung, die durch ausbleibende Investitionen und steigende Betriebskosten verschärft wird, sind alle Trägergruppen betroffen: Kommunen, freigemeinnützige und konfessionelle Träger sowie Privatkliniken. Doch die Auswirkungen sind unterschiedlich stark. 

  • Viele private Träger verfügen über finanzstarke Muttergesellschaften, die unter anderem auch als börsennotierte Unternehmen direkten Zugang zum Kapitalmarkt haben. Damit können sie die Verluste ihrer einzelnen Häuser übergangsweise leichter ausgleichen.
  • Krankenhäuser in freigemeinnütziger Trägerschaft hingegen haben keinen direkten Zugang zum Kapitalmarkt. Daher tragen sie ein erhöhtes wirtschaftliches Risiko – insbesondere, weil das Gemeinnützigkeitsrecht die Bildung umfangreicher finanzieller Rücklagen einschränkt.
  • Während Krankenhäuser in privater und freigemeinnütziger Trägerschaft somit häufig auf sich allein gestellt sind, werden Krankenhäuser in öffentlicher Hand oftmals aus den öffentlichen Haushalten finanziell unterstützt. Neben der dualen Krankenhausfinanzierung fließen zusätzliche Steuermittel in die Betriebskostenfinanzierung kommunaler Einrichtungen durch ihre kommunalen Träger aus Städten und Landkreisen.

Das Whitepaper kann kostenfrei hier angefordert werden. 

cs

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