Krankenhausmanagerinnen und Krankenhausmanager sind arm dran. Zugegeben! Sie haben aktuell jede Menge Probleme und zu allem Überfluss verkündet der Bundesgesundheitsminister eine bevorstehende Revolution. Das hat gerade noch gefehlt, nachdem Patientenschwund, Fachkräftemangel, Inflation und vieles mehr die Geschäftsprognosen schwer erschüttern. Ja, etliche Krankenhausunternehmen stecken schon heute tief in den roten Zahlen oder taumeln, soweit konkursfähig, in Richtung Insolvenz. Wer in dieser Situation nicht einfach mit dem Hinweis auf die eigene Unschuld an der Misere den Handlungsbedarf anderswo einfordern will, ist zu unternehmerischer Gestaltung aufgerufen. Aber was ist bei all‘ den Ungewissheiten zu tun? Auf die Politik zu warten ist auf jeden Fall keine Option. Ein tatkräftiger Unternehmensplan muss sich vielmehr ganz strikt, ohne Wenn und Aber, an den Interessen und Erwartungen der Patientinnen und Patienten orientieren. Sie sind diejenigen, an denen in Zukunft kein Weg vorbeiführt.
Selbstbestimmt: Wesentliche Veränderungen herbeiführen
Deshalb müssen jetzt endlich die Behandlungsprozesse als „Patient Journey“ konsequent auf die Bedürfnisse der zu Behandelnden ausgerichtet werden. Das heißt zuerst und obenan, die Chancen der Ambulantisierung der Medizin aktiv zu nutzen. Krankenhäuser müssen sich unter Beibehaltung der Bezeichnung schrittweise zu „Plattformen“ für differenzierte Angebote weiterentwickeln. Dabei müssen die Konzentration komplexer High-End-Medizin sowie die Dezentralisierung und Vernetzung der Akteure in der Fläche als zentrale Elemente der Angebotsplanung entwickelt werden. Die entstehenden Netzwerke benötigen ein eigenständiges Management und bieten deshalb für Krankenhäuser eine zukunftsfähige Entwicklungsperspektive. Und Krankenhäuser müssen sich neue Geschäftsfelder jenseits der GKV-Finanzierung in allen Gesundheitsbereichen, so auch in der Prävention und Vorsorge, erschließen. Kooperationsmodelle mit anderen Medizinanbietern müssen dabei genauso angestrebt werden, wie Systempartnerschaften mit innovativen Industrie- und Serviceunternehmen. Die Klinikverantwortlichen müssen sich auf die Neustrukturierung der Behandlungsangebote und -prozesse konzentrieren.
Die Menschen stehen im Vordergrund
Das alles ist wichtig, aber ohne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann der noch so gute Plan nicht gelingen. Deshalb müssen digitale Workflowtechnologie, künstliche Intelligenz und Robotik vor allem die Beschäftigten entlasten, um es ihnen zu ermöglichen, sich weitestgehend den Patientinnen und Patienten zu widmen. Zudem muss für die Gesundheitsberufe eine zeitgemäße Arbeitsteilung mit Übertragung von Entscheidungsbefugnissen und Verantwortlichkeit realisiert werden. Das gilt insbesondere für das Verhältnis von Medizin und Pflege. Ein erfolgversprechender Unternehmensplan kann, auch wenn er inhaltlich noch so gut ist, auf eine aktive Personalarbeit zur Gewinnung, Entwicklung und Bindung qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht verzichten. Bei aller Digitalisierung sind Menschen in der Medizin ganz zentral. Deshalb müssen die Beschäftigten am Veränderungsprozess aktiv mitwirken können und ihren wertgeschätzten Part im künftigen Betriebsgeschehen finden. Die Neuordnung der Krankenhausunternehmen muss als Gemeinschaftsleistung aller Beteiligten gestaltet werden. Aktive Krankenhausmanagerinnen und -manager sind gefragt.