Warum braucht es Change-Scouts für Veränderungen im Gesundheitswesen? Um die Antwort gleich vorweg zu nehmen: Weil es Menschen und nicht Prozessbeschreibungen oder Organigramme sind, die einen nachhaltigen Wandel initiieren. Doch was tun sogenannte Change-Scouts? Es sind Menschen, die ein grundsätzliches Interesse für Neues besitzen und diese Offenheit mit Authentizität in ihr eigenes Umfeld spiegeln können. Ohne eine ausreichende Anzahl an solchen veränderungsaffinen Mitarbeitenden wird es schwer, entscheidende Zukunftsthemen, wie den Fachkräftemangel, die Digitalisierung, KI und viele aktuell noch gar nicht absehbare Entwicklungen im Gesundheitswesen umzusetzen.
Veränderungen sind im Gesundheitswesen besonders schwierig. Auf der einen Seite ist die Medizin dauerhaftem Wandel unterworfen, und deshalb brauchen gerade junge Medizinerinnen und Mediziner Sicherheit im Therapieprozess. Hierarchie ist für sie wie ein Netz oder doppelter Boden. Auf der anderen Seite sehen sie, dass sehr schnell nach alten Mustern geführt wird. Die junge Generation stellt noch immer zu oft fest, dass die vielbeschworene Kommunikation auf Augenhöhe aus dem Vorstellungsgespräch eher ein Wunschdenken ist.
Hinzu kommt, dass Akademiker und insbesondere Mediziner einen hohen Autonomieanspruch in sich tragen, den sie nur ungern einschränken lassen. Die ärztliche Therapiefreiheit mutiert dann an der ein oder anderen Stelle zur persönlichen Handlungsfreiheit in besonderem Ausmaß. Die Gesellschaft wiederum unterstützt dieses Verhalten mit der Vergabe eines besonders hohen Sozialprestiges. Ein Dilemma, aus dem es nur wenige herausschaffen, insbesondere dann, wenn der ökonomische Druck zunimmt.
Dennoch lohnt es sich, den Mut und die Neugier für Veränderungen aufzubringen und einen Perspektivwechsel zu wagen, denn häufig führen neue Wege zu mehr Patientenzufriedenheit und Mitarbeiterzufriedenheit.
Change-Leader haben im Gesundheitswesen noch viel zu tun, um einen Schritt weiter von der Expertenkultur zur Innovationskultur zu gehen. Dieser Schritt ist notwendig, um der Ressourcenknappheit zu begegnen. Die Pandemie hat im Gesundheitswesen für einen beeindruckenden Digitalisierungsschub gesorgt, der gezeigt hat, welche Prozesse geändert werden können und müssen. Not macht eben doch auch erfinderisch, denn mit dem Mindset von gestern kann häufig den Herausforderungen von morgen nicht zufriedenstellend begegnet werden.