Viel tun kann Mario Heussner derzeit nicht. Seit dem Hackerangriff auf den Krankenkassen-Dienstleister Bitmarck am vergangenen Mittwoch sind die Systeme seiner Krankenkasse nicht mehr am Netz. „Die Krankenkassen werden derzeit im Notbetrieb geführt“, sagt Heussner, Vorstand der BKK B. Braun Aesculap Melsungen.
In der vergangenen Woche hatte Bitmarck eine Cyberattacke identifiziert. Frühwarnsysteme hatten den Angriff auf die internen Systeme gemeldet, informiert Bitmarck auf seiner Homepage. Im Anschluss seien Kunden- und interne Systeme direkt vom Netz genommen worden. Interne und externe Sicherheitsexperten, Spezialisten des Landeskriminalamtes in Nordrhein-Westfalen und Datenforensiker wurden bereits eingebunden. „Derzeit nimmt Bitmarck nach einem strukturierten, sicherheits- und prioritätenorientierten Verfahren Systeme Zug um Zug wieder online.“
Heussner glaubt jedoch, dass die Kassen mit den technischen Störungen noch eine Weile beschäftigt sein werden. Es werde hoffentlich in den nächsten Tagen wieder möglich sein, beispielsweise Krankengeld an die Versicherten zu zahlen, sagt er, und Daten an den Medizinischen Dienst zu übermitteln. E-Mails der rund 30.000 Versicherten kommen nicht an; die Krankenkasse hat eine neue zentrale E-Mail-Adresse eingeführt, der Rest läuft über Telefon und mittlerweile auch wieder über Fax. „Kolleginnen und Kollegen haben wir teilweise heimgeschickt, damit sie Stunden abbauen können“, sagt Heussner.
80 weitere Krankenkassen betroffen
Neben der BKK B. Braun Aesculap Melsungen waren laut heise.de 80 weitere Krankenkassen betroffen, neben vielen Betriebskrankenkassen etwa die IKK Südwest. Kunden-, Versicherten- oder Patienten-Daten seien „nach aktuellem Kenntnisstand“ jedoch nicht gestohlen worden, versichert Bitmarck. Auch Heussner bestätigt das für seine Krankenkasse: „Es sind keine Versichertendaten abgeflossen.“
Heussner glaubt, dass dieser Cyberangriff große volkwirtschaftliche Auswirkungen haben wird. „Die Rückstände sind groß, es können keine Beiträge an den Gesundheitsfonds weitergeleitet werden, Krankenhausabrechnungen laufen nur langsam an.“
Der Bitmarck macht er keinen Vorwurf; im Gegenteil: „Die Kommunikation war von Anfang an einwandfrei. Wir haben einen festen Ansprechpartner und werden jeden Abend über den aktuellen Stand informiert.“ Cyberangriffe nähmen leider zu.
Bitmarck will diesen Angriff zum Anlass nehmen, die Sicherheitsprotokolle weiter zu verbessern, um vergleichbare künftige Angriffe zu verhindern.