Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sind nach Brasilien gereist, um qualifizierte Fachkräfte anzuwerben und so dem Personalmangel in Deutschland entgegenzuwirken. Sie sehen gute Chancen, die Anwerbung qualifizierter Pflegekräfte aus Brasilien weiter voranzutreiben. Die Arbeitslosenquote bei Pflegerinnen und Pflegern liege dort bei zehn Prozent. Nach Angaben Heils arbeiten derzeit bereits bis zu 200 brasilianische Pflegekräfte in Deutschland.
Patientenschützer: Bearbock und Heil verkennen Herausforderungen
Patientenschützer haben ihre Zweifel: "Seit Jahrzehnten fliegen Bundesminister um die Welt und wecken überall große Erwartungen, die in der Realität platzen", kritisiert der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. "Obwohl der Arbeitsmarkt für Pflegekräfte hierzulande leergefegt ist, zählte die Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2022 rund 44.000 Arbeitssuchende. Im gleichen Zeitraum konnten 656 Pflegekräfte außerhalb der EU gewonnen werden. Davon kamen 34 professionell Pflegende aus Brasilien."
Diese Fakten seien sehr ernüchternd, obwohl sich Deutschland seit 2018 intensiv um die Ausbildung und Anwerbung aus diesem südamerikanischen Land bemüht. Die Delegation des Regierungsfliegers sei damit um ein Vielfaches größer. "Sowohl Hubertus Heil als auch Annalena Baerbock verkennen die Herausforderung vieler ausländischer Pflegekräfte bei der Integration in den Arbeitsmarkt", so Brysch weiter. An dem notwendig hohem Sprachniveau dürfe aus Sicht der Kranken und Pflegebedürftigen nicht gerüttelt werden. Oft litten angeworbene Mitarbeiter an drastisch eingeschränkten Kompetenzen des Berufsstands im Vergleich zu ihrem Heimatland. Auch hier ändere sich in Deutschland nichts.