Im Jahr 2019 hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die Richtlinie zur Festlegung von Untergrenzen für die Personalausstattung in Psych-Einrichtungen (PPP-RL) veröffentlicht - seither ist sie in der Klinikszene stark umstritten. Denn sie erweitert die ohnehin oftmals schwierigen Budgetverhandlungen der Einrichtungen um ein weiteres komplexes Thema, erhöht den bürokratischen Aufwand enorm, enthält Widersprüche und offene Punkte und gleichzeitig drohen den Einrichtungen bei Nichteinhaltung ab 2024 strenge Sanktionen.
Wie das System der PPP-RL dennoch in der Praxis funktionieren kann, ob der G-BA doch noch mal nachkorrigiert oder es alternative Lösungen geben wird, sind Themen der zweitägigen Sonderveranstaltung der Fachgruppe psychiatrische Einrichtungen im Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) zur PPP-RL im Kloster Seeon. Dabei geht es um praktische Erfahrungen aus den Budgetverhandlungen ebenso wie um juristische Fallstricke und einen strategischen Umgang mit den Neuerungen vor allem angesichts des Fachkräftemangels.
"Die Personaleinsatzplanung ist aufgrund der jederzeitigen Gewährleistung der Einhaltung der Mindestvorgaben und der fehlenden Planbarkeit deutlich erschwert. Die meisten Einrichtungen wissen erst nach Abschluss des Quartals wie hoch ihre Mindestvorgaben gewesen wären", so Stefan Günther, Referent des Direktors im Geschäftsbereich Wirtschaft und Finanzen und Leiter Controlling bei den Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz (medbo). Nach derzeitigem Stand werde etwa die Hälfte der Kliniken die Vorgaben nicht erfüllen können.
"Auch wir sehen, dass die Sanktionen teils versorgungsgefährdend sind, weil sie nur die Leistungsreduzierung kurzfristig zulassen. Daran haben wir auch kein Interesse", sagte Olaf Neubert vom GKV-Spitzenverband in der heutigen Diskussionsrunde. Allerdings diene die Richtlinie der Qualitätssicherung.
Es sei sehr schade, dass man sich im G-BA beim Thema Sanktionen nicht einig geworden sei, erwiderte Anja Röske von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Denn es habe da schon noch Spielraum gegeben. Nun habe man aber "eine der furchtbarsten Richtlinien, die vom G-BA je geschrieben wurden", sagte sie.
Bei der Tagung fiel heute gleichzeitig der offizielle Startschuss des neuen digitalen Fachmediums f&w Psych. Entwickelt haben es Deutschlands führende Psych-Experten zusammen mit der f&w-Redaktion des Bibliomed-Verlags. Unter www.psych.bibliomedmanager.de informieren wir ab sofort über die wichtigsten Entwicklungen aus der Erwachsenen-, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychosomatik. Auch der Umgang mit der PPP-RL sowie die Auswirkungen der Sanktionen werden dort natürlich Themen sein.