Martin Kasparick vom Institut für angewandte Mikroelektronik und Datentechnik der Universität Rostock hat auf der wichtigsten Fachmesse des Gesundheitswesens – der Healthcare Information and Management Systems Society (HIMSS) – seine Forschungsergebnisse zum Krankenhaus der Zukunft präsentiert. Kern bildete seine Promotion zur „Vernetzung von Medizingeräten in der Klinik“. Er zeigte, wie Patient:innen künftig im smarten Isolationszimmer ohne Störung des Pflegepersonals genesen könnten, wie es in einer Pressemitteilung der Universität Rostock heißt.
Die „lautlose“ Intensivstation könnte beispielsweise künftig bei gefährlichen Infektionskrankheiten – wie Corona – zum Einsatz kommen, da alle aktuellen Daten wie Beatmungs- und Vitalparameter direkt in den Vorraum zum Pflegepersonal gesendet werden. Und auch die Medikamentenabgabe findet im Vorraum des Isolationszimmers statt. Der Schritt, alle Informationen direkt am Patientenbett abzulesen, würde somit entfallen und infolgedessen ebenso das Risiko, sich womöglich zu infizieren. Patient:innen hätten zudem bei der Genesung mehr Ruhe. „Unsere neu entwickelten Kommunikationsnormen für das Krankenhaus der Zukunft sind nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie eine erhebliche Erleichterung, bei gleichzeitig steigender Qualität der Patientenversorgung“, sagte Kasparick. „Das Pflegepersonal kann sich zu jeder Zeit ein genaues Bild über den Gesundheitszustand machen, ohne selbst einem Infektionsrisiko ausgesetzt zu sein.“
Das Institut für Angewandte Mikroelektronik und Datentechnik der Universität Rostock ist Teil von OR.NET – ein Zusammenschluss verschiedener Unternehmen und Forschungsinstitutionen, die die Vernetzung von Medizingeräten vorantreiben. Als Teil dieses Netzwerkes stellte Kasparick einen sogenannten „Interoperability Showcase" vor – ein Beispiel für das Zusammenspiel verschiedener medizinischer Systeme. Besucher:innen der Fachmesse konnten sich anschauen, wie intensivmedizinisch betreute Patient:innen zukünftig in einem Isolationszimmer mit vernetzten Medizingeräten behandelt werden könnten. „Die digital-vernetzte Informationsbereitstellung, verteilte Alarmierung und Fernkonfiguration von Geräteparametern bringen große Erleichterungen für das medizinische Personal“, betonte der Doktorand. So könnten zukünftig die Aufenthaltszeit im infektiösen Bereich verringert und die Anzahl der aufwändigen Wechsel zwischen Isolationszimmer und Normalbereich minimiert werden.
Der 36-Jährige Rostocker verglich die Vernetzung der Medizintechnik mit der alltäglichen Smartphone-Nutzung, bei der sich das mobile Telefon ständig mit dem Fernseher, der Musikanlage oder dem Auto verbinde. Doch auf dem Gebiet der Medizingeräte seien viel höhere Anforderungen an Zuverlässigkeit und Sicherheit zu erfüllen, verdeutlichte Kasparick. Die Einführung einer neuen internationalen Norm zur herstellerübergreifenden Geräte-zu-Geräte-Kommunikation für Medizingeräte, die so genannte IEEE 11073 SDC-Norm, ermögliche erstmals, Geräte verschiedener Hersteller zuverlässig zusammenarbeiten zu lassen. An dieser Entwicklung – ein Meilenstein für die Medizintechnik – sei auch Kasparick maßgeblich beteiligt: weg von Insellösungen einzelner Hersteller hin zu heterogenen Systemen der Zukunft, heißt es in der Mitteilung.
Wichtig bei der Vernetzung von Arbeitsabläufen in der Diagnose, Behandlung und der Nachsorge des Patienten, mit dem sich die Rostocker Forscher befassen, sei, dass Produkte nicht nur ingenieurgetrieben entwickelt werden, sondern am Ende den wirtschaftlichen mit dem klinischen Nutzen verbinden und Erleichterungen für diejenigen sind, die mit ihnen arbeiten. Mit seiner Forschung habe Kasparick zwei Dinge erreicht: „Zum einen entwickelt er neue Lösungen für eine höhere medizinische Qualität im OP-Saal und auf der Intensivstation. Zum anderen trägt er entscheidend dazu bei, diese smarten Ideen in eine internationale Norm zu überführen. Diese kommt in der Patientenversorgung bereits zum Einsatz“, unterstrich Dirk Timmermann, Direktor des Rostocker Instituts für Angewandte Mikroelektronik und Datentechnik. „Er hat also die Brücke von innovativer Forschung zur Praxis geschlagen“, verdeutlichte Timmermann.