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"Sie sind nicht die Opfer von Karl Lauterbach!"

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"Sie sind nicht die Opfer von Karl Lauterbach!"
Florence Gaub (Director Research, NATO Defense College, Rom) © Regina Sablotny

Ob jemals einer der Zuhörer und der Zuhörerinnen aus dem Plenum mit Florence Gaub im roten Fiat Cinquecento durch Italien kurven wird, ist zu bezweifeln. Aber Gaubs Aufforderung: einmal die Augen schließen, das Meer rauschen hören, in der wärmenden Sonne den Aperol schmecken – funktioniert, auch auf dem DRG|Forum. Für die Militärstrategin und Keynote-Speakerin ist es ein simples Experiment, um zu zeigen: Wir alle können imaginieren, wir alle können uns eine positive Zukunft ausmalen, jetzt. "Diese Fähigkeit sollten wir nutzen."

Gaub plädiert für aktives Handeln

Drohende Insolvenzen, demografischer Wandel, die Unwägbarkeiten der Klinikreform: Ihr sei nicht entgangen, dass auch die Entscheider in der Gesundheitsbranche derzeit eher schlechte Laune hätten, so Gaub. "Aber ist es wirklich so, dass wir die Zukunft nicht beeinflussen können? Sie sind nicht die Opfer von Karl Lauterbach!"

Gaub leitet als Direktorin den Forschungsbereich am NATO Defense College in Rom. Sie war unter anderem mal Reserveoffizierin der französischen Armee im Rang eines Majors, berät heute Regierungen sowie internationale Organisationen und wird nicht müde, für mehr Zuversicht, aktives Handeln und positive Visionen zu plädieren. Die Zukunft, sagt sie, sollte ein Raum der Möglichkeiten sein, trotz aller Ungewissheit.  

Bedienungsanleitung für eine positive Zukunftsgestaltung

Genau da liegt aber die Krux: Klimakrise, Ukrainekrieg, ein Rechtsruck in Europa, die wahrscheinlich bevorstehende Wiederwahl von Donald Trump – das alles lässt sich nicht einfach wegträumen. Doch Ängste, Sorgen, Katastrophendenken, all die Destruktivität wirkten so wie Botox für die Stirn: als lähmendes Gift. Besser also, anders an die Sache ranzugehen. Gaubs Bedienungsanleitung für eine positive Zukunftsgestaltung und für das Management: den Fokus auf das richten, was man beeinflussen kann sowie spielerisch und kreativ eine Vision finden, also eine Zukunft, auf die man Lust hat und mit dem Negativen umgehen. Kurzum: sich das Beste vorstellen, sich auf das Schlimmste vorbereiten und mit Überraschungen leben. 

Bei allem Optimismus: Dass es beispielsweise um die Wehrhaftigkeit der Bundeswehr nicht gut bestellt ist, weiß gerade Gaub ganz besonders. "Wir brauchen eine starke Bundeswehr, sie muss aber strategischer denken, auch in bösen Szenarien", sagt sie.

Ideen und Lösungen suchen

"Die besten Innovationen entstehen in Krisen. Immer dann, wenn es um die Wurst geht", sagt Gaub. 

Das gelte auch für die bevorstehende Krankenhausreform: Ganz normal sei, dass bei sehr komplexen Themen und Aufgaben eine Überwältigung eintrete und man in einen destruktiven Modus abrutsche. Ihr Tipp: "Es hilft, das Ganze dann zu zerlegen, in kleinere Häppchen zu gliedern." Eine weitere gute Übung sei es, sich oder das Team zu fragen, was denn trotz aller Probleme gerade gut funktioniere? Das hebe die Stimmung und ändere den Fokus. "Sie könnten sich auch fragen: Was müsste passieren, damit ich die Reform gut finde?" Ideen und Lösungen gebe es jede Menge, man müsse nur danach suchen. 

Gaubs letzte Erfahrung mit einem Krankenhaus in Deutschland war übrigens eher gemischt. "Ich fand die Kommunikation ziemlich beschissen", so die Keynote-Speakerin unverblümt. Das würde sie sich stringenter, einheitlicher und menschlicher wünschen. Auch das ist ein positives Zukunftsszenario.

Autor

 Lena Reseck

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