Im Oktober 2022 hatte der Softwarehersteller SAP angekündigt, dass es keine Nachfolge für die Branchenlösung IS-H für das klinische Informationssystem i.s.h.med geben wird. Der Arbeitskreis Healthcare der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) hat dies für eine Umfrage unter betroffenen Krankenhäuser zum Anlass genommen.
Auch ein knappes halbes Jahr nach der Ankündigung stünden Kliniken und Krankenhäuser vor einer ernstzunehmenden Situation, lautet das Ergebnis der DSAG. So nutzen Zweidrittel der Befragten aktuell IS-H zur Patientenadministration und -abrechnung und bei 80 Prozent ist die Lösung das patientenführende System.
13 Prozent der Befragten gaben an, dass die Ablösung bereits in Arbeit ist, weitere 13 Prozent der Befragten hatten bereits vor der Ankündigung von SAP mit den Planungen begonnen. 24 Prozent befassen sich aufgrund der SAP-Ankündigung damit. Die Hälfte hatte zum Zeitpunkt der Umfrage noch keine Pläne zur Ablösung.
KHZG bindet IT-Ressourcen
„Im Kontext der Projekte rund um das Krankenhauszugangsgesetz (KHZG) und einer enormen Auslastung der Ressourcen sowie der engen Zeitrahmen, geht die SAP-Strategie an den Realitäten der Kund:innen vorbei“, kritisiert Michael Pfeil, DSAG-Arbeitskreissprecher Healthcare. Das KHZG binde Ressourcen und übe einen erheblichen Druck auf alle Gesundheitseinrichtungen, Berater und Implementierungspartner aus.
Nur 9 Prozent der Befragten sehen eine realistische Chance , eine IS-H-Nachfolgelösung bis zum Wartungsende 2027 zu implementieren. 42 Prozent halten 2030 für realistisch. Fast die Hälfte der Befragten gibt bei dieser Frage „Sonstiges“ an und benennt Bedingungen, wie eine rechtzeitig verfügbare Nachfolgelösung und kompetente Partner mit ausreichenden Ressourcen als Voraussetzungen, um eine IS-H-Nachfolgelösung tatsächlich bis 2030 zu implementieren.
Anwender benötigen mehr Zeit
Kurz gefasst lautet eine zentrale Forderung der DSAG an SAP daher: Mehr Zeit. „Es ist unrealistisch, dass alle Häuser zwischen 2024 und 2030 auf Partnerlösungen migrieren können, die aktuell noch nicht entwickelt
sind“, erläutert Hermann-Josef, DSAG-Fachvorstand Personalwesen & Public Sector. Entsprechend sei ein erster wichtiger Schritt, dass SAP eine Extended Maintenance ohne Aufpreis anbietet.
Im Zeitraum vom 29. November bis 12. Dezember 2022 haben sich 55 Teilnehmer aus dem DSAG-Arbeitskreis Healthcare an der Umfrage beteiligt. Mehr als Zweidrittel der Befragten sind für Krankenhäuser bzw. Kliniken mit weniger als zehn Einrichtungen im Verbund tätig. Knapp ein Drittel ist für Krankenhäuser bzw. Kliniken mit mehr als zehn Einrichtungen im Verbund tätig. Insgesamt vertreten die Umfrageteilnehmenden Häuser 133.224 Betten.