Das Land Baden-Württemberg forciert den Zusammenschluss der Unikliniken Heidelberg und Mannheim. Der Ministerrat hat weitere Einzelheiten zur zukünftigen Zusammenarbeit und Beteiligung der beiden Uniklinika beschlossen. Zum 1. Januar 2026 soll er offiziell seine Arbeit aufnehmen.
So soll es unter anderem künftig einen sechsköpfigen Verbundvorstand geben, der von einer Vorstandsvorsitzenden oder einem Vorstandsvorsitzenden geführt wird. Sie oder er trägt die Gesamtverantwortung für den Klinikverbund und ist insbesondere für die medizinisch-strategischen Belange zuständig. Ein Vorstand Medizin wird für den Klinikbetrieb beider Universitätsklinika zuständig sein. „Die Verbundlösung ist eine große Chance für das Land, zu den Topkliniken in Berlin und München weiter aufzuschließen“, sagte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski. Das beschriebene Governance-Modell ermögliche eine enge Vernetzung von Mutter- und Tochterunternehmen sowie eine stringente Führung des Verbundes durch die Uniklinik Heidelberg, „ohne dass sich die jeweiligen Rechtsformen der Klinika ändern und ohne dass ein einheitliches Krankenhaus im Sinne des Krankenhausfinanzierungsrechts entsteht“, erläuterte Olschowski.
Mit dem Verbund ist auch die Erwartung verknüpft, Doppelstrukturen bei Technik, IT und Verwaltung abzubauen. Zudem sollen die beiden Medizinischen Fakultäten der Universität Heidelberg bis Ende 2026 fusionieren. Derzeit bieten beide Unikliniken rund 1.800 Medizinstudienplätze. Die beiden Institutionen wollen außerdem bis Ende 2026 nun einen standortübergreifenden Struktur- und Entwicklungsplans entwickeln. „Es sollen Schwerpunkte zwischen den beiden Universitätskliniken gebildet und Ambulantisierungspotenziale ausgeschöpft werden“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha. Der Prozess der gemeinsamen Struktur- und Entwicklungsplanung soll 2026 abgeschlossen sein.
Land übernimmt Mannheimer Defizite
Mit der Verbundlösung werden darüber hinaus auch die beiden Klinika finanziell profitieren. Der jährliche Defizitausgleich, um eine Zahlungsunfähigkeit des Uniklinikums Mannheim abzuwenden, soll nicht dem Universitätsklinikum Heidelberg als Mehrheitsgesellschafterin im Verbund aufgebürdet werden. Deshalb wird das Land einen ganz erheblichen Anteil der anfallenden Defizite übernehmen, um diese möglichst bis zum Jahr 2037 abzubauen. Die Gesamtkosten dafür liegen bei rund 480 Millionen Euro. „Die Stadt Mannheim hat in den vergangenen zehn Jahren rund eine Viertelmilliarde Euro für das Universitätsklinikum aufgebracht. Jetzt unterstützen wir den Start des Klinikverbunds noch einmal mit Leistungen im Wert von bis zu 300 Millionen Euro“, betonte Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht, „davon alleine 205 Millionen durch eine Sonderverschuldung für die ‚Neue Mitte‘, dazu Grundstücke für neue Forschungseinrichtungen und die Verbesserung der Infrastruktur rund um den Klinik-Campus.“ Damit habe die Stadt ihre finanzielle Leistungsgrenze erreicht, so Specht.
mau