Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) präsentiert eine weitere Auswirkungsanalyse der Firma Vebeto und eine Bevölkerungsbefragung zur Krankenhausreform. Die Vebeto-Studie legt nahe, dass die Krankenhausreform des Bundes, die an diesem Freitag im Bundesrat behandelt wird, zu Verwerfungen in der regionalen Versorgung führen werde. Die geplanten Mindestvorhaltezahlen beinhalten für kleine Kliniken das Risiko, dass wesentliche Teile der bisherigen Vergütung ersatzlos wegbrechen, erklärte Studienautor Hannes Dahnke. Eine verlässliche Personal- und Wirtschaftsplanung werde an diesen Standorten nicht mehr möglich sein, prognostiziert der Vebeto-Geschäftsführer. Außerdem schaffe die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach geplante Vorhaltepauschale keine „keinerlei wirtschaftlichen Ausgleich“, wenn kleinere und mittelgroße Krankenhäuser Leistungsgruppen verlieren. Diese Krankenhausstandorte werden in allen Bundesländern Einbußen zu erleiden haben, so das Ergebnis der Analyse.
DKI-Umfrage unter Kliniken
Die DKG präsentierte außerdem eine gesonderte Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) unter Klinikmanagern. Im Fokus standen die gegenüber dem NRW-Konzept verschärften Personal- und Strukturvorgaben der neuen Leistungsgruppen. „60 Prozent der Regel- und Schwerpunktkrankenhäuser gehen davon aus, dass sie die hohen Personalvorgaben nicht erfüllen können und deshalb bisherige Behandlungsangebote nicht mehr anbieten dürfen“, erklärt das DKI. Bei den Grundversorgungskrankenhäusern seien es sogar mehr als 80 Prozent der Kliniken. 99 Prozent der Grundversorgungsklinken gehen laut der Umfrage davon aus, dass die Vorhaltefinanzierung nicht ausreichen wird, um die anfallenden Kosten zu decken. Die Personalvorgaben würden zu Schließungen führen, warnt die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Diese Schließungen kann die Landeskrankenhausplanung nicht verhindern, da es sich um bundesweite Vorgaben handelt, bei denen die Länder keinen eigenen Gestaltungsspielraum haben.
Civey-Umfrage in der Bevölkerung
Laut einer DKG-Umfrage in der Bevölkerung (5.000 Antworten) sorgt sich die überwiegende Mehrheit um wegbrechende medizinische Versorgung. In den ostdeutschen Flächenländern, in denen viele Menschen bereits mit Unterversorgung konfrontiert sind, ist der Anteil noch einmal höher. Konkret dazu befragt, teilen nur 15 Prozent der Menschen die Ansicht des Ministers, dass regionale Krankenhäuser ohne Versorgungseinbußen geschlossen werden könnten. Besonders gering ist dieser Anteil bei den über 65-Jährigen, hier sind nur knapp 13 Prozent dieser Ansicht.
Gaß glaubt weiter an den Erfolg eines Vermittlungsausschusses
Ob die Reform amtlich wird, entscheidet sich am Freitag. „Wir gehen davon aus, dass es äußerst knapp wird im Bundesrat. Man darf sehr gespannt sein, ob die 35 Stimmen zusammenkommen, um den Vermittlungsausschuss anzurufen“, erklärte DKG-Chef Gerald Gaß. Er zeigte sich weiter zuversichtlich, das es im Falle eines Vermittlungsausschusses noch zu einer Einigung zwischen Bund und Ländern kommen könnte. Die meisten Beobachter bezweifeln aber, dass die Krankenhausreform – wenn sie in den Vermittlungsausschuss kommt – noch einmal zum Leben erweckt wird.