Krankenhausplanung

Wie viel Konzentration bringt NRW wirklich?

  • Krankenhausreform
Wie viel Konzentration bringt NRW wirklich?
Industrielle Herbstlandschaft in Essen © Gettyimages/ewg3D

Die neue Krankenhausplanung in Nordrhein-Westfalen wird vor allem in spezialisierten Bereichen zu Veränderungen führen. Ob damit auch die Zahl der Krankenhausstandorte markant reduziert wird, ist nach Einschätzung von Experten noch offen.

Dirk Elmhorst erwartet vorerst keine größeren Veränderungen in der Kliniklandschaft. Der Analyst des Beratungs- und Datenanalyseunternehmens Mediqon hat die vorläufigen Bescheide, die den Kliniken vor kurzem zugestellt wurden, genauer unter die Lupe genommen. In NRW gab es demnach laut Diagnosestatistik 2022 knapp 3,9 Millionen vollstationäre Behandlungsfälle. Die Summe der beantragten Fälle der Standorte, die für einige Leistungsgruppen keine Zuteilung vom Gesundheitsministerium bekommen haben, beträgt rund 226.000. „Das sind sechs Prozent der Fälle, die damit neu auf andere Standorte verteilt werden – das liegt klar unter dem, was im Rahmen einer Reform erwartet wurde, und spricht deutlich dafür, dass zumindest in diesem NRW-Aufschlag keine wirkliche Neuverteilung stattfindet“, kritisiert Elmhorst.

Nur rund zehn Prozent der beantragten Leistungen seien nicht zugewiesen worden. Davon sind bei ca. fünf Prozent (287 Krankenhäuser) bestimmte Leistungsgruppen grundsätzlich gestrichen worden. Je höher die Bettenanzahl des Krankenhauses, desto eher wurden die beantragten Leistungen genehmigt. Signifikante Ablehnungen (ca. 50 Prozent) gebe es insbesondere bei spezialisierten Leistungen, etwa bei Leber-, Pankreas und Speiseröhreneingriffe oder in der Adipositaschirurgie. „In diesen Bereichen sind die Fallzahlen allerdings auch sehr klein“, betont Elmhorst. Die mengenmäßig größte Reduktion an Leistungen gebe es in der Allgemeinen Chirurgie (über 70.000 Leistungen) und in der Interventionellen Kardiologie (über 55.000 Leistungen). Elmhorsts Fazit: Es lassen sich auf Standortebene teilweise deutliche Änderungen vorfinden. Eine „echte“ Leistungskonzentration findet gerade in Nordrhein-Westfalen, das eine teilweise hohe Krankenhausdichte hat, nicht statt. 

AOK lobt neue Planung

Gut zwei Drittel der stationären Leistungen in NRW sind Fälle der Grund- und Regelversorgung. Und in der hat sich praktisch nichts verändert, wie Matthias Mohrmann, Vorstand der AOK Rheinland/Hamburg sagt. „In der Inneren, der Allgemeine Chirurgie oder Geburtshilfe haben fast alle Krankenhäuser die beantragten Leistungen auch bekommen – wenngleich nicht immer in der geforderten Menge.“ Er ist sich dennoch sicher: Die Auswahlentscheidungen des Ministeriums werden an vielen Stellen große Veränderungen mit sich bringen. Klar ist für Befürworter des neuen Systems auch: Wer Gelegenheitsversorgung ausschließen will, bewegt schon per definitionem eher wenige Fälle - sonst wäre ja keine Gelegenheitsversorgung. 

GKV-Spitzenverband vermisst Bedarfsorientierung

Wulf-Dietrich Leber, Leiter Abteilungsleiter Krankenhäuser beim GKV-Spitzenverband, gehört zu denjenigen, die dem NRW-Modell schon länger skeptisch gegenüberstehen. „Die Leistungsgruppen sind mit ihren zum Teil sehr leicht zu erfüllenden Qualitätsanforderungen eher eine Qualitätssicherung an der unteren Grenze. Was fehlt, ist die Bedarfsorientierung“, sagt er in der neuen Ausgabe von f&w. „Wie viele Urologien braucht Köln – müssen es fünf sein oder reichen drei? In NRW soll das am Ende der Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann entscheiden. Im Bundesgesetz steht dazu gar nichts“, so Leber, der am Reformwillen der Länder zweifelt. 

Letztlich rechnet auch Mediqon-Analyst Elmhorst mit Veränderungen – wenngleich nicht so schnell, wie von manchen gewünscht. „Ein Transformationsprozess verläuft meist nicht redikal, sondern in mehreren Schritten.“  

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Mit unserem täglichen Newsletter informieren wir bereits rund 10.000 Empfänger über alle wichtigen Meldungen aus den Krankenhäusern und der Gesundheitsbranche

Kontakt zum Kundenservice

Rufen Sie an: 0 56 61 / 73 44-0
Mo - Fr 08:00 bis 17:00 Uhr

Senden Sie uns eine E-Mail:
info@bibliomedmanager.de

Häufige Fragen und Antworten finden Sie im Hilfe-Bereich