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  • 28.11.2017

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Ausgabe 12/2017

Seite 1158

Das Sturmtief Xavier wütete Anfang Oktober in Nord- und Ostdeutschland. Die Erkenntnis ist traurig: Stürme sind Täter. Gestärkt vom Klimawandel fordern sie Opfer, zahlreich bei Bäumen, schmerzhaft bei Menschen. So traf es auch das Berliner Klinikpersonal, das seine eigenen Kollegen versorgen musste, nachdem Letztere durch umfallende Bäume verletzt worden waren. Da drängt sich die Frage auf, ob wir im Gesundheitswesen immer nur reagieren anstatt selber zu agieren.

Dem Klimawandel soll Einhalt geboten werden. Nach der UN-Klimakonferenz in Paris gab es schon Hoffnung, dies gelänge. Auch konnte der globale Ausstoß an Treibhausgasen konstant gehalten werden, und große Verursacherländer ergriffen sichtbare Maßnahmen. Doch wir benötigen mehr: 2017 steigen die klimaschädlichen Gase in der Atmosphäre um zwei Prozent. Auch hat die scheidende Bundesregierung verlauten lassen, die selbstgesteckten Klimaschutzziele bis 2020 deutlich zu verfehlen. Statt 40 Prozent liegt der Wert erst knapp über 27 Prozent.

Die Organisation Health Care Without Harm (HCWH) gibt an, dass fünf Prozent des CO2-Fußabdrucks in Europa vom Gesundheitswesen verursacht wird. In den USA liegt der Anteil sogar bei zehn Prozent. Wenn wir handeln, profitiert auch die Wirtschaft. Die Einhaltung der internationalen und deutschen Klimaschutzziele sorgt für ein höheres Bruttoinlandprodukt. Dies prognostiziert eine vom Bundesverband der Industrie (BDI) in Auftrag gegebene Studie, die laut Tagesspiegel im Januar 2018 vorgestellt werden soll.

An Praxisbeispielen mangelt es im Gesundheitswesen nicht. Dies bestätigten Vertreter führender europäischer Kliniken, die sich parallel zur Weltklimakonferenz COP23 in der LVR-Klinik Bonn und in der Uniklinik Bonn trafen. So sind beide Häuser in Umweltprojekten aktiv, das LVR-Haus ist EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) zertifiziert und als „Energiesparendes Krankenhaus“ ausgezeichnet. Die Uniklinik hat einen Technikmitarbeiter zum Klimamanager geschult und baut ein Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001 auf.

Klimarelevantes Handeln beginnt beim Energiesparen. Um die Wirkung des eigenen Betriebs besser zu bewerten und daraus zu planen, hilft die Berechnung von Treibhausgasen. Das Greenhouse Gas Protocol gibt Emissionskategorien (Scope 1–3) für direkte und indirekte Emissionen an. Die Strom- und Wärmeerzeugung macht knapp ein Viertel aus. Zu diesem Ergebnis kam die dänische Regionalverwaltung Hovedstaden, zuständig für Kliniken in Kopenhagen und Umgebung. Einen ähnlich hohen Beitrag haben Medizinprodukte, kalkulierten die Dänen. Aber klimarelevante Produktdaten stehen selten zur Verfügung; auch fragen Kliniken kaum bei Herstellern nach. Alles Weitere wie Individual- und Lieferverkehr, Gebäude und Verpflegung lassen sich ebenso darstellen. Der Finanzplan offenbart, nach welcher Strategie eine Einrichtung agiert. Ein parallel dazu erstellter Umweltplan gibt Hinweise auf die Verantwortung, die das Klinikmanagement, die Ärzte, eigentlich alle Beschäftigten der Klinik übernehmen. Die guten Beispiele gibt es – wir benötigen nur noch mehr Selbstverständlichkeit.

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