Ein spezielles Unterschriftenverfahren soll die Patientenaufnahme in Kliniken erleichtern. Denn es ermöglicht Patienten, ohne Signaturkarte elektronisch zu unterschreiben. Das Verfahren wird in ein zentrales Managementsystem im KIS- und Subsystemumfeld der beteiligten Kliniken eingebunden und dort evaluiert.
Industrie-Partner: Bundesdruckerei GmbH, synMedico GmbH, identity Trust Management AG
Für rund 97 Prozent der Dokumentationsprozesse in den Kliniken besteht kein Schriftformerfordernis oder ist der Patient als Kunde nicht mit einer Unterschriftenerfordernis eingebunden. Hier gibt es in den KIS und Spezialsystemen bereits ein großes Angebot an Möglichkeiten zur Gestaltung originär elektronischer Prozesse. Sobald eine Schriftformerfordernis aber gegeben ist, zum Beispiel bei Wahlleistungsverträgen, Aufklärungsdokumentationen oder Einverständniserklärungen, muss in den meisten Fällen in die papierbasierte Dokumentation zurückgekehrt werden, und es entstehen Medien- und Prozessbrüche. Die Herausforderung ist folglich die elektronische Abbildung signaturbehafteter Prozesse mit einer möglichen mobilen Bereitstellung von Formularen, die darüber hinaus auch den Patienten in die Lage versetzen, ad hoc qualifiziert, das bedeutet compliencegerecht, zu unterschreiben und damit der geforderten Schriftformerfordernis zu genügen. Ziel ist es, mit einem System ein mobiles Formularmanagement anbieten zu können, das alle aus Subsystemen gelieferten Formularvorgänge zentral verarbeiten kann, systemeigene parametrierte Formulare zur Anwendung bereitstellt, im Bedarfsfall die Erzeugung elektronischer Signaturen unterschiedlicher Signaturniveaus bis hin zur qualifizierten Signatur ermöglicht und final das abgeschlossene Dokument an ein revisionssicheres Archiv beziehungsweise Patientenverwaltung (KIS) protokolliert übergibt. Die eIDAS (EU-Verordnung über elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste) ermöglicht zum einen eine qualifizierte persönliche Vier-Augen-Identifizierung und zum anderen die Ablage eines Identifikations- beziehungsweise Unterschriftenzertifikates in einer sicheren Umgebung. Somit ist es nun möglich, eine natürliche Person nach Durchlaufen eines rechtskonformen Identifikationsverfahrens mit umgehender Erstellung und Bereitstellung eines Unterschriftenverfahrens in die Lage zu versetzen, ohne Signaturkarte qualifiziert elektronisch zu unterschreiben. Dieses Identifikations- und Signaturverfahren soll in ein geeignetes zentrales Formularmanagementsystem im KIS- und Subsystemumfeld in den beteiligten Kliniken Braunschweig, Rostock und Münster eingebunden und anhand des Wahlleistungsvertrages evaluiert werden. Personal für den Prozess qualifizieren Bei der elektiven Patientenaufnahme sind seitens des Patienten und der Mitarbeiter im Rahmen des Aufnahmegesprächs in der Regel mehrere Dokumente zu unterschreiben. Darüber hinaus bestehen im Rahmen des Aufnahmeprozesses und angrenzender nachgeschalteter Vorgänge auf der Station besondere Anforderungen an die Mobilität (Wahlleistungsverträge, Einverständniserklärungen etc.). Der erste Schwerpunkt des Projekts ist es, die für das elektronische Unterschreiben im Internet notwendigen Schritte (Laden Signaturzertifikat, Erstellung qualifizierte elektronische Signatur) in den Prozess der Patientenaufnahme zu integrieren und das Klinikpersonal für den Prozess zu qualifizieren und freizuschalten (Abbildung 1).
Unter dem Produktnamen „sign-me“ und dem dahinterliegenden Identifikationsverfahren identity PoS beabsichtigt die Bundesdruckerei, als erster Anbieter am Markt den vollständig medienbruchfreien, transaktionsbasierten Ad-hoc-Prozess der Online-Identifikation mit integriertem Vertragsabschluss ohne einschränkende System- voraussetzungen an den Endnutzer zu platzieren (Abbildung 2).
- Dr. Gregor Hülsken, Universitätsklinikum Münster
- Dr. Christoph Seidel, Klinikum Braunschweig
- Thomas Dehne, Universitätsmedizin Rostock
- Jürgen Bosk, Competence Center für die elektronische Signatur im Gesundheitswesen
- Dr. Andreas Beß, promedtheus AG, Mönchengladbach