„Projekt Cinderella“: So lautet der Titel des Strategiepapiers der Helios- Kliniken, über das überregionale Medien im Frühjahr erstmals berichteten. In diesem skizziert der Klinikriese, wie er seine MVZ-Sparte endlich auf Erfolg trimmen will. Die 130 Einrichtungen an den 240 Standorten verbuchen trotz eines Umsatzes von 200 Millionen Euro im Jahr noch immer keinen Gewinn. Wie andere Träger hat Helios in der Vergangenheit Arztsitze auch deshalb gekauft, um Konkurrenten oder Investoren zuvorzukommen – und um die Zuweisung in das eigene Haus zu sichern. Käufe waren vor allem eine Investition in den stationären Bereich, sagt Helios-COO Enrico Jensch im Interview (Seite 976). Damit soll jetzt Schluss sein. „Das ambulante Geschäft ist jetzt kein Add-on mehr, sondern ein wachsender, eigenständiger und vollwertiger Bereich“, unterstreicht Jensch. In dieser Ausgabe spricht er über die neue Geschäftsstrategie und schildert, wie Helios den Umsatz mit MVZ bis 2025 um 75 Prozent steigern will – auch durch Zukäufe.
Experten sind sich einig, dass das Wachstum in diesem Segment weiter zunehmen wird, auch infolge der Ambulantisierung. Inzwischen werden die meisten MVZ nicht mehr von Niedergelassenen (41 Prozent), sondern von Krankenhäusern betrieben (42 Prozent). Entgegen mancher Unkenrufe ist die Versorgung dadurch nicht schlechter geworden, wie auch das jüngste Gutachten aus dem Bundesgesundheitsministerium unterstreicht. „Es sind keine empirischen Daten vorhanden, die belastbare – positive oder negative – Zusammenhänge zwischen Versorgungsqualität in MVZ und bestimmten MVZ-Trägern (in ärztlichem Eigenbesitz oder in der Hand von Investoren) belegen könnten“, stellen die drei Autoren fest. Trotzdem ist das Konstrukt MVZ 17 Jahre nach seiner Gründung noch immer ein Zankapfel zwischen Kassenärzten, Kliniken und Investoren.
Für diese Ausgabe haben wir verschiedene Parteien gefragt, wie sie sich zum MVZ positionieren. Roland Strasheim von der AOK Hessen hat vor seinem Seitenwechsel als Geschäftsführer bei Agaplesion ein MVZ an einem Krankenhaus geleitet. Für die Betreiber eines Klinik-MVZ sind die Rahmenbedingungen immer noch unflexibel, schreibt er auf Seite 979 und benennt die Voraussetzungen, unter denen Krankenhäuser für ambulante Behandlungen weiter geöffnet werden könnten. Susanne Müller vom Bundesverband MVZ (BMVZ) widerlegt in ihrem Gastbeitrag die alte Formel, wonach die ambulante Versorgung immer schlechter wird, weil es immer mehr angestellte Ärzte gibt (Seite 982).
Spannende Einblicke in den Krankenhausmarkt liefert das neue f&w-Curacon-Fusionsradar (Seite 998). Trotz oder gerade wegen Corona messen wir in den ersten drei Quartalen des Jahres ein hohes Aktivitätsniveau und verzeichnen in diesem Zeitraum mehr Fusionen, Verbundbildungen und Transaktionen als in den Jahren 2016 bis 2019. Eine Vorlage für die Koalitionsverhandlungen wiederum liefert die Evaluation der Modellvorhaben nach § 64 b SGB V (Seite 990). Diese haben ihr wichtigstes Ziel eindrucksvoll erreicht: Mit den richtigen finanziellen Anreizen ist es gelungen, die Zahl der vollstationären Behandlungen zu reduzieren, ohne dass die Qualität darunter gelitten hat. Zeit, diese Erkenntnisse in die Regelversorgung zu überführen, schlussfolgert Göran Lehmann von der Techniker Krankenkasse.