Trotz Pandemie entwickeln sich die deutschen Krankenhauskonzerne konsequent weiter. Die vierte Auflage des Klinikrankings von f&w und Curacon zeigt die aktuellen Entwicklungen im Vergleich. Vor allem im konfessionell-freigemeinnützigen Sektor wirken sich die Transaktionen aus.
Zum vierten Mal veröffentlichen f&w und Curacon das Ranking der größten Klinikträger Deutschlands. Basis ist das Bilanzjahr 2020. Im freigemeinnützig-konfessionellen Sektor belegt Agaplesion nach wie vor unangefochten den ersten Platz. Doch Akquisitionen in den Jahren 2020 und 2019 haben insbesondere die Rangfolge auf den Plätzen zwei bis vier verändert. Mit der Übernahme der Katharina Kasper Holding und des Klinikums Hochsauerland stießen die Alexianer in eine neue Umsatzklasse von über 1,3 Milliarden Euro vor und belegen jetzt den zweiten Platz. Einen ähnlichen Umsatzanstieg erlebten die Barmherzigen Brüder Trier (BBT-Gruppe) im Jahr 2019 durch den Zusammenschluss mit den Diakonissen Speyer.
Sie befinden sich jetzt auf Platz 3, gefolgt von der St. Franziskus-Stiftung Münster auf dem vierten Platz. Die Top 4 der konfessionellen Verbünde weisen jeder über eine Milliarde Euro Umsatz aus und beschäftigen mehr als 14.000 Mitarbeiter. Bei allen anderen nachfolgenden Klinikverbünden gibt es nahezu keine Veränderungen in der Positionierung – bis auf die Niels-Stensen-Kliniken, die sich um einen Rang verbessern konnten. Dabei liegt die Grenze für den Eintritt in die Top 10 bei 650 Millionen Euro – ähnlich wie bei den öffentlichen Konzernen.
Um die Vergleichbarkeit unter den reinen Krankenhauskonzernen zu wahren, haben wir auch in diesem Jahr die sogenannten Komplexträger, also Konzerne, die neben der Krankenversorgung auch weitere Hilfefelder der Sozialwirtschaft betreiben, herausgenommen. Hierzu gehören beispielsweise die Malteser, die Johanniter, die Josefs-Gesellschaft und Diakoneo, die über weniger als die Hälfte an akutstationären Betten an allen Einrichtungsbetten und -plätzen im Konzern verfügen und folglich mit reinen akutstationären Versorgern schwer vergleichbar sind.
Das Ranking der öffentlich-rechtlichen Einrichtungen ist nahezu unverändert. Vivantes und die BG Kliniken liegen fast gleichauf auf den ersten beiden Rängen. Es folgen wie schon vergangenes Jahr die Kliniken der Knappschaft und die großen Landschaftsverbände sowie die großen Stadtversorger von Bremen, München, Stuttgart, Nürnberg und Hannover. Um in die Top 10 zu kommen, bedarf es eines Umsatzes von rund 630 Millionen Euro, für die Top 3 müssen es schon über eine Milliarde Euro Umsatz und mehr als 12.000 Mitarbeiter sein. Auf den Rängen 11 bis 15 sind große regionale Verbünde sowie weitere Stadtkrankenhäuser verortet.
Im Ranking der privat geführten Krankenhausträger scheint die Rangfolge auf den ersten drei Plätzen zementiert zu sein: Es rangiert wieder Helios vor Asklepios vor Sana, wie auch schon in den drei vorangegangen Jahren. Der Größenabstand zwischen Helios und Asklepios hat sich dieses Jahr allerdings aufgrund der Übernahme der Rhön-Kliniken durch Asklepios verkleinert. Die nachfolgenden überregionalen Klinikverbünde verbessern sich jeweils um eine Position, nur Paracelsus bleibt seinem achten Rang treu. Um unter die Top 3 der privaten Kliniken zu kommen, ist ein Umsatz von mindestens drei Milliarden Euro und eine Beschäftigtenzahl von mehr als 30.000 Mitarbeiter notwendig.
Im sektorübergreifenden Gesamtranking sind unter den Top 10 vier private, drei freigemeinnützig-konfessionelle und drei öffentlich-rechtliche Konzerne zu finden. Dabei liegt die Eintrittsschwelle in die Top 10 bei 1,1 Milliarden Euro. Die Top 20 beginnt bei rund 720 Millionen Euro.
Das Klinikranking zeigt insbesondere in der Spitze der freigemeinnützig-konfessionellen Träger einen klaren Bündelungsprozess. Hier kann man bereits für das nächste Ranking zum Bilanzjahr 2021 weitere Veränderungen erwarten. So wurde im Sommer 2021 die Verbundbildung mehrerer katholischer Einrichtungen zur Katholischen St. Paulus Gesellschaft angekündigt.
Basis des aktuellen Klinikrankings ist das Bilanzjahr 2020. Von rund 90 der größten Krankenhauskonzerne wurden Daten durch Umfrage oder durch publizierte Jahresabschlüsse (Redaktionsschluss 2. Februar 2022) und Inhalte der Webseiten erhoben. Dabei stehen die wesentlichen Größenkennzahlen Umsatzerlös, Beschäftigte und Betten im akutstationären bzw. akut-psychiatrischen Bereich im Fokus. Drei Träger haben an der Befragung nicht teilgenommen, für sie wurden Vorjahreswerte berücksichtigt. Die Rankings werden wieder nach den Sektoren öffentlich, freigemeinnützig-konfessionell und privat gegliedert, ein sektorenübergreifendes Gesamtranking komplettiert die Auswertung und ist online abrufbar. Die Universitätskliniken bilden eine eigene Vergleichsgruppe und werden wie in den Vorjahren hier nicht berücksichtigt.