Vorstandsvorlage

Das Geld folgt der Reform

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  • Management
  • 27.04.2023

f&w

Ausgabe 5/2023

Seite 418

Anja Simon

Als junge Geschäftsbereichsleiterin hatte ich mit dem damaligen Kaufmännischen Direktor einen wunderbaren Mentor, von dem ich eine Grundregel gelernt habe: Geld folgt der Leistung. Daran muss ich, mit Blick auf die Debatte um die aktuellen Krankenhausreformbemühungen, häufig denken. In den Jahren des Bestehens des DRG-Systems ist diese Grundregel immer mehr in den Hintergrund getreten. Der Gesetzgeber delegierte viele für die Gesundheitsversorgung wesentliche und strukturbildende Entscheidungen an die Selbstverwaltung. Diese gerät an ihre Grenzen und kann sich zunehmend, wie das Beispiel der Entwicklung der Hybrid-DRG aktuell wieder zeigt, aufgrund der Interessenkonflikte nicht konstruktiv einigen.

Wir erleben gerade, wie sich einzelne Bundesländer der Reform verweigern und Rechtsgutachten beauftragen. In der Diskussion erleben wir auch, wie sich unterschiedliche Akteure der Krankenhausseite sinnlos gegeneinander positionieren: klein gegen groß, privat gegen öffentlich und so weiter. Doch von den Verzögerungstaktiken wird kein Krankenhaus gerettet. Die Krankenhäuser sollten sich nicht auseinanderdividieren lassen. Denn eins ist klar: Das Geld folgt der Reform. Deshalb müssen wir gemeinsam immer wieder das Wohl der Patienten in den Vordergrund stellen.

Die enorme Herausforderung des demografischen Wandels stellt uns in der Gesundheitsversorgung vor drei ineinandergreifende Herausforderungen: das fehlende Personal und damit einhergehend wegbrechende Einnahmen in der Sozialkasse sowie der starke Anstieg an älteren, oft besonders behandlungsintensiven Patienten. Immer weniger Beschäftigte und immer weniger finanzielle Mittel stehen einer steigenden Zahl an Patienten gegenüber. Das wird sich spätestens in den 2030er-Jahren vollends zeigen – also morgen. Die Coronakrise ist bewältigt, also abgehakt – und doch weiterzumachen wie zuvor, kann nicht das Mittel der Wahl sein. Vielmehr bedeutet es, gegenwärtig eine Zeitenwende zu beschreiten und in verantwortungsvoller Weise die vorhandenen Strukturen jetzt grundlegend zu reformieren. Ein „Reförmchen“ mit kleinsten Veränderungen und einer Vielzahl an Öffnungsklauseln mag dem einen oder anderen Vertreter von Politik, Krankenkassen oder Krankenhäusern kurzfristig helfen. Auf lange Sicht braucht es etwas anderes: eine klare Reform, die das Zusammenspiel der einzelnen Leistungsanbieter fördert. Die gemeinsame Verantwortung der beteiligten Gesundheitseinrichtungen für die regionale Versorgungssicherheit muss nachhaltig gestärkt werden, um ein Versorgungsnetz zu spannen. Und natürlich muss Gesundheit als wesentliches Element der Daseinsvorsorge erhalten werden.

Dafür müssen wir Leistungserbringer uns jetzt bewegen und aufstellen. Sonst wird es das deutsche Gesundheitssystem mit seiner jetzigen Leistungsfähigkeit nicht mehr geben. Obwohl selbst kein Gesundheitspolitiker, hat Joschka Fischer genau dies auf dem DRG | FORUM mit seiner Erfahrung und seinem Weitblick in beeindruckender Weise auf den Punkt gebracht: Lasst uns die Leistungsfähigkeit des Gesundheitswesens für die Patienten und die Daseinsvorsorge in den Mittelpunkt stellen. Vollkommen zu Recht gibt es das ganz klare politische Signal aus Berlin: Das Geld folgt der Reform.

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