Sektorenübergreifendes Arbeiten funktioniere in der Waldklinik Jesteburg, Fachklinik für Neurologische Frühreha, neurologische und orthopädische Reha, vorbildlich, sagen Hans-Heinrich und Nils Aldag. Die beiden Geschäftsführer – Vater und Sohn – erklären, warum Krankenhausreform und Reha zusammengehören, obwohl Rehabilitation im Reformpapier – wieder mal – nicht auftauche.
Herr Aldag, die Krankenhausreform verspricht den größten Umbau der Versorgungslandschaft seit Langem – und nicht einmal ist da von Reha die Rede. Stört Sie das?
Hans-Heinrich Aldag: Das finden wir in der Branche nicht gut. Als Betreiber eines Musterbeispiels für sektorübergreifende Versorgung – von deren Erfordernis ja mit Recht viel gesprochen wird – mit Krankenhaus- und Reha-Abteilungen unter einem Dach, stört es uns natürlich, wenn auch in diesem Gesetz wieder nicht über die wichtigen Schnittstellen zwischen Krankenhaus und Reha nachgedacht wird. Sektorübergreifend wird allein im Übergang zur ambulanten Versorgung (Level 1i) thematisiert. Dabei bleibt die Frage offen, wie wir bei immer mehr ambulanter Patientenversorgung in immer kürzerer Zeit die Patienten für Alltagsleben und Beruf fit bekommen oder dauerhafte Pflege vermeiden. Immer mehr Menschen in Pflegeeinrichtungen abzuschieben, kann weder konzeptionell noch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der auch im Pflegesektor bestehenden Finanzierungslücke die richtige Lösung sein. Die Sektoren Akut- und Rehabilitationsversorgung müssen ganzheitlich und gemeinschaftlich betrachtet werden.
Wo wären Verknüpfungen in der künftigen Versorgung nötig, bei denen Reha unbedingt eine Rolle spielen und im Konzept bereits mitgedacht werden sollte?
Nils Aldag: Da ist das Phasenkonzept der neurologischen Versorgung mit dem Fachkrankenhausbereich der neurologischen Frühreha und den nachfolgenden Reha-Phasen ein gut funktionierendes Beispiel für die Vernetzung von Krankenhaus und Reha. Nach der zumeist kurzen Behandlung auf Intensivstationen und Stroke-Units soll möglichst bald die Behandlung in den dafür vorgesehenen neurologischen Fachkrankenhäusern erfolgen. Unsere Einrichtung ist ein Beispiel dafür, wie es laufen kann: Wechselt der Patient bei uns von der einen in die andere Behandlungsphase und somit in ein anderes System, bemerkt er das kaum. Dieses Erfolgsmodell für die Neurologie mit „sektorüberschauendem“ Beginn in der neurologischen Frühreha und sektorübergreifender Weiterführung rehabilitativer Maßnahmen in den Phasen C und D, deren Übergänge in einem Haus, aber auch sonst bürokratiearm und ohne lange Genehmigungsprozesse koordiniert werden können, wäre auch für andere Indikationen denkbar, zum Beispiel für die Kardiologie.
H.-H. Aldag: Der „sektorüberschauende“, rehabilitationsorientierte Ansatz – bereits bei der Einweisung des Patienten die weiteren Behandlungsschritte, seine Entlassung und am Ende gegebenenfalls Teilhabe mitzudenken – fehlt mir im jetzigen Vorschlag zur Krankenhausreform völlig.
Und was muss passieren, damit es an den Schnittstellen besser läuft? Beispielsweise gibt es ja in der Versorgung schwerstverletzter Patienten nach dem Krankenhausaufenthalt oft einen Bruch in der Versorgung, weil sie noch nicht als Reha-fähig gelten, sie fallen ins sogenannte Reha-Loch.
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