Der erste und bisher einzige länderübergreifende Krankenhausverbund Deutschlands in kommunaler Trägerschaft steht faktisch vor dem Aus. Nun drohen neue Egoismen und ungesunder Wettbewerb.
Am Ende hat es nicht mehr funktioniert. Das voraussichtliche Defizit des Klinikverbunds Regiomed liegt 2023 bei über 20 Millionen Euro. Ohne zusätzliche Mittel droht die Insolvenz. Die Gesellschafter, der Krankenhausverband Coburg und der Landkreis Lichtenfels in Bayern, sowie die Landkreise Sonneberg und Hildburghausen sowie die Stadt Schleusingen in Thüringen sind aber nicht dazu bereit, Geld nachzuschießen. Stattdessen haben sie beschlossen, alle Krankenhäuser aus Regiomed herauszulösen. 2024 sollen die Kliniken zurück in die kommunale Trägerschaft. Der erste Zusammenschluss von Kliniken in kommunaler Trägerschaft über Bundesländer hinweg wäre damit gescheitert.
Michael Musick, Geschäftsführer von Regiomed, sieht vor allem die gestiegenen Kosten als Ursache für die schlechte Situation. „Es gibt keine Ausgleichszahlungen mehr. Gleichzeitig haben alle Kliniken mit der gleichen Herausforderung zu kämpfen: Energiekostensteigerung, Tarifkostenanpassung und Inflation“, erklärt Musick. „Zudem sind wir noch nicht zur Auslastung von vor Corona zurückgekehrt.“ Im Jahr 2022 habe das Minus bei 581.000 Euro gelegen, bei knapp 400 Millionen Euro Umsatz. Dies sei schon eine extrem gute Leistung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Das können wir 2023 aufgrund der geltenden Rahmenbedingungen nicht wiederholen.“
Kommunen wollen keine anderen Defizite ausgleichen
Solange Regiomed wirtschaftlich war, war die Konstruktion mit kommunalen Gesellschaftern aus unterschiedlichen Bundesländern unproblematisch. Jetzt, da es darum geht, wer das Defizit übernehmen soll, stellt sich dieses Konstrukt als Hemmnis heraus. Die Kommunen wollen nicht für die Defizite in Krankenhäusern im jeweils anderen Bundesland aufkommen. Schon in der Vergangenheit mussten bei wichtigen Entscheidungen, etwa Krankenhausneubauten, die kommunalen Gremien zustimmen. Dies hat die Entscheidungswege stark verlangsamt. Nun soll jeder Gesellschafter die eigenen Verluste übernehmen – und kann gleichzeitig darüber bestimmen, wie er sein Krankenhaus aufstellen möchte. „Künftig wird es durch die Rückführung der Häuser kürzere und schlankere Entscheidungsstrukturen geben, da nur noch ein kommunales Gremium damit befasst werden muss“, sagt Christian Meißner, Landrat von Lichtenfels und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung...
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