Roboter im OP

Präzise, teuer, gefragt: Warum Kliniken auf den Da Vinci setzen

  • Strategie
  • Titel
  • 05.09.2025

f&w

Ausgabe 9/2025

Seite 784

Chirurgen schwören auf ihn – und vor allem junge Ärzte wollen ihn. Doch wer sich einen teuren Robotik-Assistenten in den OP stellt, muss tief ins Portemonnaie greifen – und das langfristig.

Ursprünglich für militärische Zwecke entwickelt, ist der Da Vinci heute in vielen Operationssälen zu finden. Doch der OP-Roboter hat seinen Preis – vor allem im laufenden Betrieb.

Er ist ein Pionier der Medizintechnik. Eigentlich in den 1980er-Jahren von der US-Armee für telechirurgische Eingriffe entwickelt, um in Einsatzgebieten trotz räumlicher Distanz Soldaten aus der Ferne zu operieren, hat der Da Vinci sich seit den 1990er-Jahren auf den Vormarsch in die Klinikwelt gemacht. Inzwischen ist die fünfte Generation der Hightechgeräts auf dem Markt. Chirurgen schwören auf ihn – und vor allem junge Ärzte wollen ihn. Doch wer sich den teuren Assistenten in den OP stellt, muss tief ins Portemonnaie greifen – und das langfristig. Knapp 80 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet der Hersteller Intuitive Surgical allein über die Bereitstellung des Zubehörs: Instrumente wie Scheren, Zangen und andere Werkzeuge fallen darunter. Sie können maximal zehnmal genutzt werden, kosten zwischen 500 und 1.500 Euro pro Teil.

Mit Hand und Fuß operieren

„Teuer ja, aber absolut unverzichtbar“ ist der Da Vinci für Guido Wernert. Angesichts der Krankenhausreform war die Anschaffung für den Klinikgeschäftsführer des Krankenhauses St. Vincenz in Bad Limburg notwendig, um am Klinikmarkt langfristig weiter bestehen zu können. Bereits in den vergangenen Jahren hat das Haus das Versorgungsangebot verdoppelt. „Das war notwendig, damit wir in dem Leistungsgruppensystem überleben können“, verdeutlicht er. Dazu gehörte auch die Anschaffung des Robotiksystems. Das St. Vincenz erhofft sich durch den Ausbau des Angebots mehr Patienten.

Die fünf Arme des Da Vinci werden seitlich in den Patienten eingeführt, nur kleinste Schnitte sind notwendig. Mit geringer Gewebeschädigung verspricht das Robotiksystem somit weniger Schmerzen, kleinere Narben und eine schnellere Genesung nach der OP. „Der Heilungsprozess ist schneller und der Patient früher wieder auf den Beinen“, erklärt Wernert. Während des Eingriffs kopiert der Da Vinci quasi die Befehle des Operateurs. Über die Kamera sieht der Chirurg, was er macht, sitzt dabei in einer Konsole und steuert die Arme mit Händen und Füßen. Das Gerät übernimmt alle vorgegebenen Bewegungen. „Die Steuerung erinnert dabei an eine Spielkonsole“, vergleicht der Klinikleiter. Die Instrumente sind austauschbar, je nach Bedarf. Zugleich neutralisiert das Robotiksystem kleinste Bewegungen, gleicht Zittern aus, arbeitet auf den hundertstel Millimeter genau und „geht total auf Ruhe“, so Wernert. „Diese neue Dimension an Präzision ist ein starker Vorteil.“Doch das System steht und fällt mit dem Chirurgen.

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Surgical Intuitive

Der Da Vinci 5 ist die fünfte und neueste Generation des Operationssystems von Surgical Intuitive. Anfang Juli hat das System die CE-Kennzeichnung erhalten und ist seitdem auf dem europäischen Markt verfügbar. Auch künstliche Intelligenz (KI) ist im System integriert – mit dem Programm My Intuitive können Systemdaten ausgewertet werden, um objektive Einblicke aus Operationen zu erhalten. Aktuell sind mehr als 340 Da Vinci in Deutschland im Einsatz. In Europa sind die Systeme für Eingriffe in der Urologie, Gynäkologie, Thorax-, Allgemein- und Kolorektalchirurgie zugelassen. Die Kosten für das System orientieren sich an den Kundenbedürfnissen, beispielsweise ist die Systemkonfiguration relevant. Neben dem Kauf gibt es die Option zur Miete oder das Pay-per-Use-Prinzip. Intuitive bietet zur Unterstützung der Krankenhäuser außerdem das Tool Return-on-Investment (ROI) an – ein Microsoft- Excel-basiertes Instrument, das die potenzielle finanzielle Entwicklung bei einer Investition in ein Da-Vinci-System simuliert. Intuitive Surgical beschäftigt mehr als 16.000 Mitarbeitende weltweit, davon circa 1.400 in Europa. Der Umsatz des Medtech-Konzerns lag 2024 bei 8,02 Milliarden Euro.

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