Ärztevertreter haben anlässlich des vorläufigen Stopps der Reform des Medizinstudiums in Deutschland, deren unzureichende Finanzierung kritisiert. Das Reformvorhaben „Masterplan Medizinstudium 2020“, maßgeblich vorangetragen von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, endete vergangene Woche vorerst im Bundesrat.
„Eine Reform ohne solides Finanzkonzept ist zum Scheitern verurteilt“, sagte der erste Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Rudolf Henke. Er kritisiert, dass solche Fragen nach zwei Jahren der Beratungen noch ungeklärt seien. Henke forderte indes, den Stopp zu nutzen, um die Zahl der Studienplätze in der Medizin um 1.000 pro Jahr zu erhöhen.
Dass die Reform nun auf Eis liege, zeugt aus Sicht der deutschen Allgemeinmediziner von mangelndem Mut der Verantwortlichen, sagte die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Erika Baum. „Damit wird ein verbindlich im Koalitionsvertrag festgelegtes Ziel nicht realisiert und die bereits breit konsentierte Verbesserung der Ausbildung unserer zukünftigen Ärztinnen und Ärzte auf unverantwortliche Weise verzögert.“
In seiner Kritik an der Reform bestätigt sieht sich der Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT), Heyo Kroemer. Der MFT habe in der Vergangenheit wiederholt darauf hingewiesen, dass der Reform noch die Finanzierung fehle. Kroemer begrüßt daher den Reform-Stopp, damit eine Lösung der Finanzierungsfrage erreicht werden könne. Er schlägt vor, im Falle eines endgültigen Reformstopps zumindest Teile der Reform trotzdem in Zusammenarbeit der Fakultäten umzusetzen.
Die Länderkammer hatte die Reform wegen „ungesicherter Finanzierung“gestoppt. Der Masterplan sollte die Allgemeinmedizin an den Universitäten stärken und mehr Absolventen vom Hörsaal aufs Land locken.