Die ärztliche Grundversorgung in Deutschland bedarf nach Ansicht des Spitzenverbandes der Fachärzte (Spifa) einer Neudefinition des bestehenden Versorgungsauftrages an der Grenze der haus- und fachärztlichen Versorgung. In einem Brief an die Spitze der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), der BibliomedManager vorliegt, fordert der Spifa „eine strukturierte Neuordnung der Trennungsbeschlüsse zwischen haus- und fachärztlichem Versorgungsauftrag sowie einer Neudefinition der Versorgungsebenen“.
In diesem Zusammenhang unterstützt der Verband die Verschiebung der geplanten Reform des Vergütungssystem der niedergelassenen Kassenärzte, des einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM). „Eine EBM-Reform muss jetzt jedoch nochmals sehr deutlich mit der Forderung nach mehr Geld verbunden werden“, heißt es in dem Brief vom Montag. Die KBV müsse deutlichere Forderungen gegenüber den gesetzlichen Krankenkassen formulieren. Umverteilungen innerhalb des KV-Systems etwa zwischen Haus- und Fachärzten lösten die Probleme nicht, sondern könnten „neue Versorgungslücken aufreißen“.
Der Kollektivvertrag der Zukunft könne „wegen der stets mit allen Krankenkassen gleich zu führenden Verhandlungen durch das KV-System keinesfalls mehr eine flächendeckende, innovative und bedarfsangemessene Versorgung sicherstellen“, sind die Fachärzte überzeugt. Deshalb sollten die Krankenkassen verpflichtet werden, analog zur hausarztentrierten Versorgung auch mit Fachärzten verpflichtende Versorgungsverträge abzuschließen. „Diese Säule zu gestalten, ist dabei Aufgabe der freien Verbände“, stellt der Spifa klar.
Der SpiFa begrüßt die Forderungen zur „Wiederbelebung“ des Belegarztwesens. „Gleichzeitig mahnen wir jedoch, andere Versorgungsformen, wie das Konsiliar- und Honorararztwesen zu Gunsten des Belegarztwesens, nicht zu vernachlässigen“, heißt es in dem Brief weiter. Nötig sei eine offene IT-Infrastruktur und ein Fokus auf Interoperabilität. „Eine Festlegung auf eine Systematik oder eine IT-Architektur lehnen wir nachhaltig ab, denn wir sind der Überzeugung, dass nur eine Vielzahl von Möglichkeiten und auch ein diskriminierungsfreier Zugang zu Gunsten der Fachärzte in Klinik und Praxis zum Erfolg führen wird.“