Der Deutsche Hebammenverband (DHV) fordert ein Umdenken in der Geburtshilfe. Die wohnortnahe Geburtshilfe müsse gestärkt werden, sagte Martina Klenk, Präsidentin des DHV anlässlich des heutigen Hebammentags. Dazu werde eine Versorgungsplanung gebraucht, die mehr Betreuungsmöglichkeiten für Frauen bereitstelle statt weitere Kreißsäle zu schließen. Zudem müssten die Arbeitsbedingungen für Hebammen verbessert werden. „Geburtshilfe darf nicht nur unter ökonomischen Gesichtspunkten geplant werden, denn jede Geburt braucht Zeit und individuelle Begleitung“, so Klenk. Wegen einer seit Jahren unterfinanzierten und von steigendem Personalmangel betroffenen Geburtshilfe ist aus Sicht des DHV die gute Betreuung während der Geburt in Gefahr.
Angesichts der derzeitigen Personalsituation fordert Elisabeth Scharfenberg, Sprecherin für Pflegepolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, ein bundesweit verbindliches Personalbemessungsinstrument. „Außerdem wollen wir den Ausbau von hebammengeleiteten Kreißsälen unterstützen“, so Scharfenberg. Die Haftpflichtversicherungen in der Geburtshilfe sollten in ein öffentliches Modell überführt werden, das der gesetzlichen Unfallversicherung ähneln soll. Hebammen, die sich in unterversorgten Regionen niederlassen, sollten zukünftig einen Sicherstellungszuschlag erhalten. In eine ähnliche Richtung geht die Forderung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). „Die Politik muss die Geburtsabteilungen der Krankenhäuser per Gesetz in den Anwendungsbereich der Sicherstellungszuschläge nehmen“, sagte Georg Baum, DKG-Hauptgeschäftsführer am Donnerstag. Die Vorgabe, dass der Sicherstellungszuschlag nur greift, wenn eine Klinik insgesamt rote Zahlen schreibe, müsse gestrichen werden. „Was wir brauchen ist eine Änderung, die auch defizitäre Einzelabteilungen berücksichtigt“, so Baum.
Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte den Hebammen seine Unterstützung zu. „Hebammen leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die Versorgung von Schwangeren, Müttern und Familien“, sagte Gröhe der Funke Mediengruppe. „Das muss auch in Zukunft so bleiben, dafür kämpfe ich“, so Gröhe. Die Bundesregierung habe bereits wichtige Schritte getan, um die Arbeit der Hebammen dauerhaft zu unterstützen. Dazu gehörten eine bessere Vergütung und Entlastungen bei der Haftpflichtversicherung.