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Kaum auszudenken, wo die Pflege ohne Pflegebudget stünde

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Arne Evers Pflegedienstleiter St. Josefs-Hospital Wiesbaden
Arne Evers Pflegedienstleiter St. Josefs-Hospital Wiesbaden © Regina Sablotny

Das Pflegebudget hat der Pflege im Krankenhaus eine neue Bedeutung verliehen und Innovationen ermöglicht, meint Arne Evers. Mit einer Abschaffung stehen Pflegekräfte und Hebammen vor der Frage, wie Qualität und Finanzierung künftig gesichert werden können. 

Geld ist nicht alles. Das wird um so deutlicher, wenn man den Diskurs zur Produktivität und damit zur Abschaffung des Pflegebudgets verfolgt.

Das Pflegebudget war kein Irrweg, zumindest wenn man eine pflegerische Perspektive einnimmt: Es hat der Pflege ermöglicht, sich überhaupt wieder in eine wesentliche Rolle in der Krankenhausversorgung zu entwickeln; zuvor war Pflege in erster Linie ein Kostenfaktor. Auch nicht zu vernachlässigen ist, dass ausschließlich das Pflegebudget viele Innovationen und Projektstellen in der Pflege, etwa die Implementierung von Advanced Practice Nursing, ermöglicht hat. Kaum auszudenken also, wo die Pflege heute ohne Pflegebudget stünde.

Die Pflege sollte sich dem Diskurs über die Abschaffung des Pflegebudgets nicht entziehen, sondern ihn aktiv mitgestalten. In vielen Gesprächen wird angemerkt, dass die Pflege viel mehr in der Abbildung von Pflegequalität bemessen werden sollte. Dem ist zu begegnen, dass die Messung von Pflegequalität im Krankenhaus um ein Vielfaches schwerer ist: Die Aufenthaltsdauer von Patienten im Krankenhaus ist derart kurz, dass die isolierte Messung der Wirksamkeit von Pflegemaßnahmen in diesem Zeitraum besonders herausfordernd ist. Es ist nicht möglich, die Qualitätsfaktoren der Altenpflege eins zu eins auf die Krankenhauspflege zu übertragen. Dass der Gesetzgeber diesen Weg gehen möchte, ist zeitnah nicht zu erkennen, was auch die Gesetzgebung zeigt: Zunächst geht es hier um die Definition der Tätigkeiten von Pflegekräften, wie Vorbehaltsaufgaben oder heilkundliche Tätigkeiten. Insofern also nicht mal eindeutig klar ist, was Pflege eigentlich tun soll, ist eine isolierte Qualitätsmessung der Krankenhauspflege kaum adäquat vorzunehmen und stellt somit auch keine kurzfristige Alternative zum Pflegebudget dar. 

Ein Faktor, der im aktuellen Diskurs vergessen wird, sind die Hebammen. Denn diese Berufsgruppe fällt ebenfalls unter das Pflegebudget. Wird das Pflegebudget abgeschafft, fällt also auch deren Refinanzierung. Hier wäre dann ein Sonderweg zu finden, da ein Bemessungssystem für Hebammen nicht existiert. Im Gegensatz zur Pflege ist das Tätigkeitsgebiet von im Kreißsaal tätigen Hebammen aber einfacher zu beschreiben, was eine Einpreisung, zum Beispiel in einen Sonderfond, besser ermöglicht.

Insofern geht es am Ende doch wieder ums Geld – und die Frage, wer das eigentlich bezahlen soll. Zielführender scheint dabei eher die Frage, welche Qualität von Pflege wir finanzieren wollen. Das zeigt: Geld ist nicht alles, aber doch ein wesentlicher Faktor.  

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