Die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) führt laut einer Prognose von RWI-Gesundheitsökonom Boris Augurzky und Deloitte-Experte Sebastian Krolop nicht zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Krankenhäuser. „Die Mittel aus dem Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) stabilisieren die Lage, führen aber nicht zu Verbesserungen“, erklärte Augurzky am Donnerstagvormittag bei der Vorstellung des Krankenhaus Rating Reports 2017 im Rahmen des Hauptstadtkongresses.
Den Daten zufolge sank der Anteil der Krankenhäuser mit negativem Jahresergebnis im Jahr 2016 lediglich um einen Prozentpunkt auf 20 Prozent. Für 2017 und 2018 erwarten Augurzky und Krolop laut ihrem Report 19 Prozent, 2019 bereits wieder 23 Prozent. Ohne weitere Reformen werde der Anteil bis 2025 gar auf 60 Prozent wachsen. Besonders dramatisch ist die aktuelle Lage in Baden-Württemberg. Dort schrieben 40 Prozent der Kliniken im Jahr 2015 rote Zahlen, in Bayern waren es 36 Prozent. Anders in Sachsen: Dort verzeichneten 100 Prozent der Kliniken laut Rating Report einen positiven Jahresüberschuss.
Obwohl Experten sowohl Bayern als auch Nordrhein-Westfalen (NRW) eine zu hohe Anzahl an Klinikstandorten attestieren, liegt der Anteil der defizitären Häuser in NRW mit 13 Prozent deutlich geringer als in Bayern. Dies ist laut Augurzky und Krolop auch auf die unterschiedliche Trägerstruktur zurückzuführen. Während NRW viele kirchliche Häuser hat, sind in Bayern viele Häuser in kommunaler Trägerschaft. „Die Träger in NRW schaffen besser mit der Situation umzugehen als in Bayern“, erklärte Krolop. Allerdings seien die Kliniken in NRW in der Regel auch größer
„Größe und Trägerschaft sind die wichtigsten Faktoren“, führte Augurzky weiter aus. Bezogen auf das Jahr 2015 waren laut dem Report 36,2 Prozent der öffentlich-rechtlichen Häuser in den roten Zahlen. Bei den freigemeinnützigen waren es 19,6 und bei den privaten 6,3 Prozent. 16,5 Prozent der öffentlich-rechtlichen Häuser sind demnach nicht kreditwürdig, bei den anderen beiden Trägergruppen sind dies jeweils deutlich weniger als zehn Prozent. Dass die kommunalen Häuser trotzdem nicht insolvent gehen, liege vor allem an der Unterstützung durch die Träger, erklärte Krolop.
Dem Report zufolge sank die Zahl der Krankenhausbetten in Deutschland im Jahr 2015 erstmals unter die Schwelle von 500.000. Die Zahl der Krankenhäuser habe sich um 1,2 Prozent auf 1.956 verringert. Die durchschnittliche Verweildauer sei auf 7,3 Tage gesunken, das gesamte Leistungsvolumen (Casemixvolumen) um 1,5 Prozent und die Zahl der Fälle um 0,5 Prozent gestiegen. „Am stärksten steigen die Fallzahlen zwischen 2012 und 2014 in mittelgroßen Krankenhäusern, in freigemeinnütziger Trägerschaft, in städtischen Gebieten und in Krankenhäusern mit hoher Patientenzufriedenheit“, heißt es in der Pressemitteilung zum Report.