Das Pflegebudget hat seit 2020 für mehr Personal in deutschen Kliniken gesorgt, doch nun steht es in der Kritik. Für Kritiker hat es seinen Zweck erfüllt. Pflegemanager Arne Evers knüpft die Abschaffung aber an Bedingungen.
Das Pflegebudget in den Krankenhäusern steht zunehmend in der Kritik. Während es seit 2020 zu einem deutlichen Personalaufwuchs geführt hat, plädieren Gesundheitsökonomen wie Boris Augurzky für dessen Abschaffung. Pflegemanager Arne Evers hingegen warnt vor gravierenden Folgen.
"Das Pflegebudget sollte zu deutlich mehr Pflegepersonal führen – das war das politische Ziel. Gleichzeitig war klar, dass das Instrument eine erhebliche Kostenbelastung darstellt", sagt der Pflegedirektor am St. Josefs-Hospital Wiesbaden in der neuen Ausgabe von Die Schwester/Der Pfleger aus dem Bibliomed-Verlag.
Mehr Pflegekräfte in Krankenhäusern
Das Pflegebudget funktioniert nach dem Selbstkostendeckungsprinzip: Die tatsächlichen Personalkosten werden über einen krankenhausindividuellen Betrag finanziert – unabhängig von den Fallpauschalen. Der frühere GKV-Spitzenverband-Abteilungsleiter Wulf-Dietrich Leber bezeichnete es einst als "Freibierregelung", da Wirtschaftlichkeitsaspekte keine Rolle spielten. "Viele Kliniken waren kreativ, möglichst viele Mitarbeitende über das Pflegebudget laufen zu lassen", bestätigt auch Evers. Paradoxerweise führte das System somit unter anderem zur Rückdelegation von Servicetätigkeiten an Pflegekräfte.
Laut Krankenhaus Rating Report stieg die Zahl der Pflegekräfte in deutschen Krankenhäusern bis 2023 um 13,5 Prozent. Gesundheitsökonom Boris Augurzky, der unter anderem Mitglied in Karl Lauterbachs Krankenhauskommission war, appellierte jüngst an die Politik, das Pflegebudget abzuschaffen und die Pflegepersonalfinanzierung wieder in die Fallpauschalen und die neue Vorhaltepauschale zu integrieren. Das Pflegebudget habe seinen Zweck erfüllt, so Augurzky. Die Kosten für die Pflege sind laut dem von ihm herausgegebenen Krankenhaus Rating Report von 14,6 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 22 Milliarden Euro 2024 gestiegen. „Wer Kosten bestellt, bekommt Kosten“, so Augurzky.
Evers: Pflegebudget mit Personalbemessungsinstrument verknüpfen
Als Alternative schlägt Evers nun eine Verknüpfung der Personalfinanzierung mit der Pflegepersonalbemessung vor: "Dadurch würde sich die Personalfinanzierung an den erbrachten Leistungen orientieren – was aus ökonomischer Perspektive tragfähiger ist als das heutige Pflegebudgetsystem." Bis ein tragfähiges alternatives System existiere, müsse man "alles daran setzen, das Pflegebudget möglichst lange zu erhalten".
Warum das Pflegebudget zu einem Professionalisierungsschub geführt hat und zu welchen Folgen die Reduzierung pflegeentlastender Maßnahmen von vier auf 2,5 Prozent geführt hat, lesen Abonnenten von BibliomedPflege und Die Schwester/Der Pfleger im vollständigen Interview mit Arne Evers.