Eine Anpassung des Zulassungsrechts für Hausärzte fordert der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Ulrich Weigeldt. Bei einem Pressegespräch in Berlin am Mittwochmorgen kritisierte er eine „Fehlallokation“, da Hausarztsitze oftmals „umgewidmet“ würden. Dies betreffe insbesondere auch freiwerdende Sitze, die Krankenhäuser für ihre Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) aufkauften. „Freiwerdende Hausarztsitze werden von Klinik-MVZ aufgekauft zu Preisen, die ein 35-Jähriger Mediziner, der sich niederlassen will, nicht bezahlen kann. Diese Sitze fallen oft aus der hausärztlichen Versorgung heraus“, kritisierte Weigeldt.
Positiv bewertet der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, dass die Politik bei der Planung der ambulanten Versorgung das Feld künftig nicht nur den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) überlassen will. Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD sieht unter anderem vor, dass die ambulante Notfallversorgung künftig von KVen und Landeskrankenhausgesellschaften gemeinsam verantwortet werden soll. „Ein Krieg zwischen Krankenhäusern und Kassenärzten bringt uns nicht weiter“, sagte Weigeldt. Nötig seien gemeinsame Lösungen. „Wir müssen uns den Realitäten stellen und sehen, wo die Menschen hin gehen“, erklärte Weigeldt. Viele Krankenhäuser beklagen überfüllte Notfallambulanzen.
Auch für die ambulante Bedarfsplanung sollen die KVen laut Koalitionsvertrag künftig nicht mehr alleine verantwortlich sein. Aus Sicht Weigeldts ist das „eine Folge von Nichttätigkeit, dem Nicht-Lösen von Problemen“ der KVen. Weigeldt: „Die Bedarfsplanung kann nicht allein aus der KV gemacht werden. Gemeinden und Länder sollten mitreden können.“
Der Mediziner lobte den im Koalitionsvertrag geplanten Vorstoß in puncto Digitalisierung. Hier sei nicht nur die Gesundheitspolitik gefordert. Als Beispiel nannte er nicht-ärztliches Personal, dass Hausbesuche durchführen könne und dabei telemedizinisch von Ärzten unterstützt werden könne, insbesondere auf dem Land. „Das Problem ist nur, wenn kein Internet vorhanden ist, was machen die dann: Trommeln? Das Problem ist ja, dass man oft gar nicht telefonieren kann“, kritisierte Weigeldt.