Der Marburger Bund hat mit Blick auf den Streit über Klinikabrechnungen zwischen Krankenhäusern und Krankenkassen eine generelles Umsteuern angemahnt. Er wünsche sich ein „erheblich vereinfachtes Abrechnungssystem“, sagte der 1. Vorsitzende des Ärzteverbandes, Rudolf Henke, heute vor Journalisten in Berlin. Der derzeitige Streit um Abrechnungen und die angekündigte Klagewelle von Krankenkassen verdeutliche, wie kompliziert das Abrechnungssystem mittlerweile geworden sei.
Die Mitglieder der Ärzteverbandes waren in der vergangenen Woche zu ihrer Hauptversammlung zusammengekommen. Dabei hatten sie unter anderem einen Beschluss zum Abbau von Verwaltungstätigkeiten für Ärzte gefasst. Darin fordert der Marburger Bund, die Ärzte von Dokumentations-, Kodier-, Koordinations- und Organisationsaufgaben zu entlasten. Laut einer repräsentativen Umfrage des Landesverbandes Baden-Württemberg unter seinen Mitgliedern verbringt derzeit ein Fünftel der Ärzte mehr als 40 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Verwaltungsaufgaben. Henke nannte das eine „krasse Fehlinvestition“.
Auf der Hauptversammlung trafen die Mitglieder zudem einen Beschluss zur Notfallversorgung. Darin legten sie Kriterien dazu fest, wie die Ersteinschätzung aus Sicht des Marburger Bundes künftig ablaufen sollte. Demnach soll auch eine „entsprechend qualifizierte Person eines Gesundheitsfachberufs“ die Ersteinschätzung vornehmen können – auch ohne, dass ein Arzt hinzugezogen werden muss. Bevor das neue System eingeführt wird, sollten nach Ansicht des Marburger Bundes Pilotprojekte stattfinden, die dann evaluiert werden.
Derzeit berät eine Arbeitsgruppe mit Mitgliedern des Ärzteverbandes und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung darüber, wie künftig die Ersteinschätzung im Notfall ablaufen soll. Die festgelegten Kriterien aus dem Beschluss sollen nach den Vorstellungen des Marburger Bundes darin einfließen.