Alle Experten sind sich einig: Ohne qualifizierte Zuwanderung aus Drittstaaten wird Deutschland den drohenden Fachkräftemangel nicht lösen können. Auch wir im Gesundheitswesen sind auf gut qualifizierte ausländische Fachkräfte angewiesen, die zu uns kommen wollen.
Zur Lösung des Problems hat unsere Bundesregierung den Entwurf eines Fachkräfteeinwanderungsgesetzes vorgelegt. Wesentliches Ziel ist dabei, die Fachkräftesicherung durch eine gezielte und gesteuerte Zuwanderung von Fachkräften aus Drittstaaten zu flankieren. Das ist wirklich sinnvoll und sehr zu begrüßen. Das Ziel qualifizierter Zuwanderung kann allerdings nicht nur durch Gesetze allein erreicht werden. Wir brauchen einen grundlegenden Mentalitätswandel bei allen verantwortlichen Akteuren in den beteiligten Bundesministerien, den Behörden und Verwaltungen sowie Landesärztekammern.
Während die Arbeitgeber bei Anwerbung noch recht erfolgreich sind, scheitern sie zu oft in der Umsetzung. Viele der gut gemachten Initiativen deutscher Krankenhäuser verfangen sich nämlich im Gestrüpp der deutschen Bürokratie. Die erste Hürde besteht bereits bei der Visa-Erteilung in den deutschen Botschaften. Die kommen wegen fehlendem Personal mit der Visaerteilung nicht hinterher. Dabei vergehen die Monate. Dann kommen langwierige Sprachprüfungen, Prüfung und Anerkennung der Berufsabschlüsse für Ärzte und Pflegekräfte. Auch hier oft ein langwieriger Kampf gegen Windmühlen, der in den einzelnen Regionen Deutschlands zudem sehr unterschiedlich und kleinteilig von statten geht. Zu guter Letzt ist die Geduld der qualifizierten Bewerber erschöpft und sie finden in anderen Ländern deutlich einfacher Arbeit.
Aber auch jeder Einzelne von uns muss seine innere Einstellung zur Zuwanderung hinterfragen und eine echte Willkommenskultur leben. Mit welcher Wertschätzung reagieren wir als Patienten, Kollegen und Bürger auf ausländische Pflegekräfte und Ärzte? Wir dürfen die ausländischen Fachkräfte nicht nur als geduldete Lückenfüller sehen. Jeder von uns muss sie auch als Mitmenschen im deutschen Alltag willkommen heißen. Ein freundliches Lächeln, ein Gespräch, die Frage wie es ihnen geht, wirkt Wunder. Das ist häufig keine deutsche Stärke. Die qualifizierten Fachkräfte sind nämlich längst keine Bewerber mehr, sondern Umworbene, bei denen sich herumgesprochen hat: Es muss nicht immer Deutschland sein, andere Väter haben schließlich auch schöne Töchter.