Auf die Förderbekanntmachungen im Bereich Versorgungsforschung gingen zahlreiche Projektanträge beim Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) ein. Die Entscheidung, welche Projekte gefördert werden, fällt der GBA im 2. Quartal 2022.
Wie die Behörde mitteilt, gingen 192 Anträge ein, davon 31 zur (Weiter-)entwicklung medizinischer Leitlinien. In der mittlerweile siebten Förderwelle der Versorgungsforschung zeige sich unvermindert ein hohes Interesse bei den Antragsstellenden, so der Vorsitzende des Innovationsausschusses, Prof. Josef Hecken. "Dies zeigt klar: Die Ideen für eine bessere gesundheitliche Versorgung gehen nicht aus und der Förderbedarf ist nach wie vor groß. Die Potenziale gilt es unbedingt auszuschöpfen, denn die Herausforderungen an unser beitragsfinanziertes Gesundheitssystem sind immens, wenn man eine moderne und zugleich bezahlbare Versorgung dauerhaft anbieten will", betont Prof. Hecken. Der Innovationsausschuss adressiere mit seiner Themenauswahl in jeder Förderbekanntmachung Kernprobleme im Gesundheitssystem, für deren Lösungen die Versorgungsforschung wissenschaftlich gesicherte Ansätze liefert. In diesem Jahr ging es beispielsweise um die Frage, wie chronisch kranke Menschen und Menschen mit mehreren Erkrankungen sektorübergreifend besser versorgt werden können. Ebenso wurde nach Möglichkeiten, die geschlechterspezifische Versorgung zu verbessern, und nach neuen Ansätzen, um Menschen zu einer gesundheitsförderlichen Lebensweise zu motivieren, gesucht. Auch die Digitialisierung des Gesundheitswesens spielte eine Rolle: Zum Beispiel, wie Künstliche Intelligenz durch umfassende Datenanalyse und -bereitstellung helfen kann, Therapieentscheidungen zu unterstützen.
Die meisten Anträge gingen in den Themenfeldern "Evaluation digitaler Gesundheitsversorgung" (25 Anträge) sowie in der "Patientenversorgung und Gesundheitspersonal als Gegenstand von Versorgungsforschung" (20 Anträge) ein.
Auch Themen, die zu keinem der vorgegebenen Schwerpunkte passen, könnten mit dem sogenannten themenoffenen Bereich gefördert werden. Hier gingen 45 Anträge ein.
Projektanträge im Bereich der Versorgungsforschung
Auf die themenspezifische Förderbekanntmachung gingen 116 Anträge ein, die sich auf die einzelnen Themenfelder wie folgt verteilen:
- Patientenversorgung und Gesundheitspersonal als Gegenstand von Versorgungsforschung: 20
- Evaluation digitaler Gesundheitsversorgung: 25
- Sektorenübergreifende Versorgung von Menschen mit chronischen Erkrankungen bzw. mit Multimorbidität: 19
- Geschlechterspezifische Versorgung: 9
- Verhaltensorientierte Ansätze zur Verbesserung der medizinischen Versorgung: 19
- Schwerpunkt: Regionale Gesundheitsversorgung: 9
- Datengestützte Entscheidungsfindung zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung: 15
Projektanträge zur (Weiter-)Entwicklung medizinischer Leitlinien
Die insgesamt 31 fristgerecht beim Innovationsausschuss eingegangenen Anträge auf Förderung der Entwicklung oder Weiterentwicklung medizinischer Leitlinien verteilen sich auf folgende vier Themenfelder:
- Versorgung bei seltenen Krankheiten: 7
- Versorgung bei häufigeren Erkrankungen, Behandlung von Risikofaktoren für nicht-übertragbare Krankheiten, Multimorbidität und Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) in der Versorgung: 12
- Versorgung von Zielgruppen mit besonderen Bedürfnissen (z. B. Kinder, Jugendliche, ältere und/oder pflegebedürftige Menschen): 8
- Operative Eingriffe am Skelettsystem/Bewegungsapparat: 4
Seit 2016 fördert der GBA Projekte, die über die bisherige regelhafte Gesundheitsversorgung in der GKV hinausgehen und gezielte Impulse für die innovative Weiterentwicklung des Gesundheitswesens geben. Für die Jahre 2020 bis 2024 steht eine jährliche Fördersumme in Höhe von 200 Millionen Euro zur Verfügung, pro Jahr entfallen davon 160 Millionen Euro auf die Förderung neuer Versorgungsformen. 40 Millionen Euro sind für die Förderung von Projekten der Versorgungsforschung vorgesehen, davon sollen mindestens fünf Millionen Euro für die Entwicklung oder Weiterentwicklung ausgewählter medizinischer Leitlinien genutzt werden.