Medizincontrolling

Medizincontrolling unter Druck

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Medizincontrolling unter Druck
Dirk Hohmann ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling (DGfM). Seit August ist er zudem Leiter des Medizincontrollings der Gesundheit Nordhessen (GNH) in Kassel. © DGfM

Eine notdürftige Dokumentation infolge von Personalengpässen darf kein neues Einfallstor für Kürzungen des MD sein, fordert Dirk Hohmann von der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling (DGfM).

 

Herr Hohmann, die Krankenhäuser beklagen viele Personalausfälle infolge der Corona-Sommerwelle. Welche Auswirkungen hat das auf das Medizincontrolling?

Teilweise berichten Kliniken von 30 bis 40 Prozent Personalausfall durch Infektionen und Quarantäne. Das hat Auswirkungen auf die Codierung. Das verblieben Personal ist primär damit beschäftigt, sich um die Patientenversorgung zu kümmern. Mein Appell an die Krankenkassen und Medizinischen Dienste: Eine notdürftige Dokumentation infolge von Personalengpässen darf kein neues Einfallstor für Kürzungen sein. 

Was treibt das Medizincontrolling derzeit um?

Das ist vor allem ein Thema: die überbordende Bürokratie. Fast alles an Abrechnung, Erlössicherung und Prüfungen ist an Formalien, Nachweisen, Fristen und Widersprüchen gebunden und wird bei Nichteinhaltung sanktioniert. Unsere Kolleginnen und Kollegen fühlen sich zunehmend unter Druck, weil selbst kleinste Fehler sofort zu Rechnungskürzungen führen. Zugleich dreht sich das Regulierungsrad immer schneller. Dazu kommen praktische Probleme, wie der Umgang mit dem neuen LE-Portal, über das der elektronische Aktenaustausch laufen soll. Das ist zwar noch nicht final freigeschaltet, funktioniert aber nur unzureichend. Auch die verpflichtende Verwendung der gestuften Kategorisierung mit mehr als 90 Unterkategorien ab dem 1. Januar 2024 vervielfacht den Aufwand.

Wie ist der Stand bei den Strukturprüfungen?

Wir begrüßen es sehr, dass der MD Bund einige von uns genannte Punkte aufgegriffen hat. Das hat zu Erleichterungen geführt. Allerdings sind die Auslegung und Prüfpraxis der Medizinischen Dienste in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich. Aus Hessen kann ich berichten, dass der MD mit Augenmaß vorgeht und sich mit den Krankenhäusern gut abstimmt. Das ist aber leider nicht überall so. 

Hat das MD-Reformgesetz sein Ziel erreicht, die Abrechnungsprüfung zu vereinfachen?

Leider nein. Wir haben nach wie vor eine Misstrauens-kultur gegenüber den Krankenhäusern – und einen nach wie vor ungesunden Aufrüstungswettbewerb auf beiden Seiten. Im Erörterungsverfahren sollen nun komplexe medizinische Sachverhalte erörtert werden – wie aber die Dokumente austauscht werden sollen, ist noch unbekannt. Zudem suchen die Krankenkassen für dieses Feld Mediziner, die wir in der Gesundheitsversorgung doch viel eher brauchen könnten. Ich habe insgesamt den Eindruck, dass wir viele Dinge machen müssen, die weder das Krankenhaus noch das Gesundheitssystem besser machen. Im Gegenteil!

Dirk Hohmann ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling (DGfM). Seit August ist er zudem Leiter des Medizincontrollings der Gesundheit Nordhessen (GNH) in Kassel.

 

Herbstsymposiums der DGfM vom 27. bis 29. September in Frankfurt

Die immer größer werdenden Bürokratiemonster und der Fokus des Medizincontrollings auf Abrechnungsstreitigkeiten sind Top-Themen des Herbstsymposiums der DGfM vom 27. bis 29. September in Frankfurt/Main. Am Tag der Tools wird unter anderem das Leistungserbringer-Portal des MD präsentiert. Der zweite Kongresstag widmet sich traditionell dem DRG-System (Referenten u.a. Dr. Wulf-Dietrich Leber, GKV-Spitzenverband, sowie Dr. Frank Heimig, Inek). Die Psychiatrie und Psychosomatik stehen im Mittelpunkt des dritten Tages.

Anmeldungen für Präsenz- und Digitalteilname sind bis 12.9. unter www.herbstsymposium.de möglich.

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