"Waren Krisen früher ein Einzelfall, sind sie heute Realität und morgen Normalität", sagt Hubert Connemann, Vorstandsvorsitzender der VKD Landesgruppe Hessen, einleitend zur 72. Jahrestagung des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands. In Zeiten der Krisen ist Kommunikation wichtiger denn je - so der Tenor der Veranstaltung und "Schweigen ist Silber, Reden ist Gold" die passende These. Angesichts der Top-(Krisen-)Themen Krankenhausfinanzierung und Klinikreform sei jetzt wichtig, die Realität anzuerkennen und schnell zu handeln, rät Christian Höftberger, Präsident der Krankenhausgesellschaft Hessen (KGH).
Kulturinjektion für den Organismus Krankenhaus
Das unterstreicht auch Marc Raschke und führt durch einen ganzen Strauß an potenziellen Krisen für Krankenhäuser: darunter Cyberattacken, Massenunfälle, Pandemien, Demografie, Personalmangel. Drohen Krisen, seien weniger die Krisenstrategie und -konzepte relevant, sondern vielmehr die Unternehmenskultur und Investitionen. Viel zu häufig liefe der Umgang mit Krisen in Realität aber genau andersherum, kritisiert der Kommunikationsexperte von der Agentur Blaulicht. Zwar seien Konzepte und Strategien gut messbar und wirtschaftlich belegbar - aber sind sie nicht die Lösung. "Grundlegend ist die Kultur und das Mindset eines Unternehmens - also die Schaffung einer vernünftigen Kultur", so Raschke. Eine Art Kulturinjektion sollte für einen gesunden Organismus Krankenhaus geschaffen werden, das auf einem stabilen und funktionierenden Team fuße. "Dann wird beispielsweise Shitstorm auch niemals zur Krise werden", empfiehlt er. Basis einer starken Unternehmenskultur seien insbesondere Vertrauen, Kommunikation, Social Media und die Persönlichkeiten - niemals zu viel, immer mit einem Augenzwinkern.
Kommunikation mit Schutzschirm
Medialer Sachverstand sei selbstverständlich, die juristische Kompetenz aber notwendig und beides unverzichtbar für eine funktionierende interdisziplinäre Zusammenarbeit - eine Botschaft, die Martin Wohlrabe, Consilium Rechtskommunikation, zur Krisenkommunikation in Sanierungsverfahren und Tarifverhandlungen den Klinikdirektoren rät. Deutschlandweit schliddere aktuell ein Haus nach dem anderen in die Krisensituation, die ohne gute Kommunikation - intern ebenso wie extern - nicht lösbar sei, verdeutlicht der Jurist.
Zwischen Desinformation und Information unterscheiden
Dass man dabei stets zwischen Desinformation und Information unterscheiden muss, darauf weist Sönke Marahrens hin. Der Experte vom European Center of Countering Hybrid Threats nimmt die Anwesenden mit auf einen Exkurs in die Welt hybrider Bedrohungen, die heutzutage vermehrt insbesondere online über Social Media oder per Mailing als Text, Bild oder Video verbreitet werden. Sie hätten das Ziel, zu manipulieren und Entscheidungen zu beeinflussen, erklärt er. Darunter fielen sowohl Cyberattacken als auch die strategische Kriegsführung in der Ukrainekrise, bestehend aus koordinierten und synchronisierten Aktionen (Postings) mit Kalkül, erklärt Marahrens. So seien beispielsweise Kliniken gar nicht das primäre Ziel von Cyberangriffen, sondern vielmehr die Destabilisierung von Bevölkerung und Infrastruktur. "Wir sind heute viel zu rational und lesen die Narrative beispielsweise in den sozialen Medien nicht mehr richtig", so der Experte und rät, genau hinzuschauen, um als Klinik nicht Opfer hybrider Bedrohungen zu werden.