Die technologische Revolution der Künstlichen Intelligenz (KI) erscheint unausweichlich und auch vor der Gesundheitsversorgung keinen Halt zu machen. Die aktuelle Herausforderung für klinische Entscheidungsträger besteht nun darin, die Chancen und Risiken der Technologie für den Einsatz im Krankenhaus einzuschätzen und eine sinnvolle strategische Herangehensweise zu entwickeln.
Im klinischen Kontext liegt das Mehrwertpotential der KI vor allem in der Effizienzsteigerung in logistischen und administrativen Arbeitsabläufen. Jedoch auch in der direkten Patientenversorgung gibt es bereits erste Anwendungsfelder, beispielsweise zur Interpretation von radiologischen Bilddaten, die die klinische Entscheidungsqualität entscheidend verbessern können. Eine vielversprechende Perspektive liegt zudem in der personalisierten Medizin. Basierend auf Daten unterschiedlichster Quellen können Vorhersagen über die Reaktion eines Patienten auf bestimmte Therapien getroffen werden, was in der Zukunft die Entwicklung maßgeschneiderter Behandlungspläne ermöglichen wird.
In jedem Anwendungsfall bilden schlussendlich Daten die Grundlage für den Einsatz von KI-basierten Lösungen. Heterogene, unstrukturierte Datenbestände und die unzureichende Interoperabilität der digitalen Infrastruktur führen jedoch häufig zu einer limitierten Datenverfügbarkeit.
Dies zeigt sich auch im internationalen Vergleich, wo Deutschland laut OECD-Bericht (2022) bezüglich der Verfügbarkeit von Gesundheitsdaten den drittletzten Platz einnimmt. Die systemseitig aktuell angestoßenen Gesetzesinitiativen werden wahrscheinlich nicht ausreichend sein, um diese Lücke zeitnah zu schließen. Versorgerseitig erscheint es jedoch angesichts der herausfordernden wirtschaftlichen Situation schwierig, die notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen eigenständig zu schaffen.
Hier lohnt sich der Blick ins Ausland. Beispielsweise in den Niederlanden werden klinische Daten genutzt, um Möglichkeiten zur Verbesserung der Krankenhausabläufe zu identifizieren und Erfolge messbar zu machen. Auf diese Weise können die notwendigen infrastrukturellen Investitionen wirtschaftlich gerechtfertigt und die Grundlage für die künftige Entwicklung von KI-Anwendungen geschaffen werden.
Für deutsche Krankenhäuser bedeutet das, dass die notwendige Transformation der Versorgungsprozesse nicht allein durch die technologische Revolution der KI erfolgen wird, sondern dass Krankenhäuser weiterhin Zeit und Ressourcen in die schrittweise Digitalisierung der klinischen Abläufe investieren müssen. Auf diese Weise entstehen digitale Strukturen, die zukünftig das volle Potenzial der KI-Technologie für eine effiziente und qualitativ hochwertige Patientenversorgung realisieren können.