Orientierungswert von Arne Evers

Akademisierung der Pflege ernst nehmen

  • Meinung
Akademisierung der Pflege ernst nehmen

Es war vor einigen Jahren eine große Sache, als ein Krankenhauskonzern gemeinsam mit dem ansässigen Orden die erste pflegewissenschaftliche Fakultät im Range einer Universität an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar gründete.

Jahre später ist dieser Konzern dort weg, nun folgt als nächstes auch die Fakultät. Man könnte nun über die Privatisierung des pflegerischen Hochschulniveaus ein Donnerwetter loslassen. Das würde allerdings die Falschen treffen. Denn es ist in erster Linie Symptom mangelnder Pflegepolitik der Länderregierungen zur Abbildung universitärer Hochschulen in staatlicher Hand.

Die Antwort des Landes Rheinland-Pfalz auf die Rettung der Fakultät kam ebenso ungewohnt zügig und hatte den Beigeschmack von “Entschuldigung, ist das eine pflegewissenschaftliche Fakultät oder kann das weg?“.

Auch in akademischen Handlungsfeldern hält sich die Politik zurück: Die Krankenhäuser sollen selbst entscheiden, wie sie die Akademiker integrieren. Förderprogramme beispielsweise für Tätigkeitsgebiete wie Advanced Practice Nursing oder Verlagerung von Handlungskompetenzen auf akademisierte Pflegekräfte wie es im Ausland üblich ist? Fehlanzeige.

Ein weiteres Symptom ist die fehlende Finanzierung des vollakademischen Studiums im Pflegeberufegesetz. Ein „Studiengehalt“ für diese Studentinnen und Studenten ist nicht vorgesehen. Ganz nach dem Motto: Sollen die Krankenhäuser das doch selbst definieren. Allerdings: Im Hebammenreformgesetz ist eine derartige Gehaltszahlung vorgesehen. Die Schlussfolgerung ist, dass Pflegekräfte in der politischen Wahrnehmung wohl nur Hebammen zweiter Klasse sind – bei gleichen Problemen.

Was ich sagen möchte: Die akademische Entwicklung der Pflege kann man nicht allein privaten Institutionen, Stiftungen und dem guten Willen von Krankenhäusern überlassen. Es benötigt eine politische Strategie und ein Bekenntnis innerhalb der Länder und des Bundes zur Akademisierung. Vallendar ist mahnendes Beispiel, dass der Staat seinen Gestaltungsspielraum und seine Verantwortung für die Arbeitssituation und die (akademische) Entwicklung des Pflegefachberufes und damit auch der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen auf höchstem Niveau derzeit nur ungenügend nachkommt.

Autor

 Arne Evers

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Mit unserem täglichen Newsletter informieren wir bereits rund 10.000 Empfänger über alle wichtigen Meldungen aus den Krankenhäusern und der Gesundheitsbranche

Kontakt zum Kundenservice

Rufen Sie an: 0 56 61 / 73 44-0
Mo - Fr 08:00 bis 17:00 Uhr

Senden Sie uns eine E-Mail:
info@bibliomedmanager.de

Häufige Fragen und Antworten finden Sie im Hilfe-Bereich