In Deutschland gibt es 121 Krankenhäuser, die einen Sicherstellungszuschlag erhalten, davon allein 72 in den Neuen Bundesländern. Diese Krankenhäuser hätten ohne den Zuschlag keine Zukunft. Aber sie werden für die Sicherstellung der Versorgung gebraucht. Das heißt, eine Optimierung der Krankenhausstrukturen ist dort nicht machbar, wenn man nicht die dänische Struktur kopieren kann oder will.
Wenn die Finanzierung dieser Krankenhäuser also nicht eingestellt werden kann, könnten sie sich hervorragend dafür eignen, sektorenübergreifende Modellvorhaben zu erproben. Denn meist ist es in der Region um das Sicherstellungshaus auch um die ambulante Versorgung nicht besonders gut bestellt. Häufig fehlen Vertragsärzte für die ambulante Versorgung oder zumindest ist absehbar, dass ihre Praxen nicht mehr so schnell nachbesetzt werden können, wenn sie in Rente gehen, was in diesem Jahrzehnt vielfach passieren wird. Dort, wo die personellen Ressourcen knapp werden, sollten sich die Sektoren schon aus Eigeninteresse annähern und der Bevölkerung ein gemeinsames Angebot aus einer Hand unterbreiten.
Ein sektorenübergreifender Budgetansatz in Form eines Capitationmodells würde sich hier anbieten. Krankenkassen hätten dabei nicht viel zu verlieren, die involvierten Krankenhäuser würden in eine neue Rolle hineinwachsen, niedergelassene Ärzte erhielten Unterstützung, das Versorgungsangebot für die Bevölkerung würde stabilisiert und schließlich würden wir in Deutschland hundertfach wertvolle Erfahrungen mit solchen Versorgungsmodellen sammeln. Es ist an der Zeit, neue Wege zu beschreiten. Auf den alten Wegen werden wir nach der Pandemie nicht mehr allzu weit kommen.