Der Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Gesundheitswirtschaft ist um vier Prozentpunkte von 33 auf 29 Prozent zurückgegangen. Das ist das Ergebnis der aktuellen PwC-Studie "Frauen in der Gesundheitswirtschaft 2020", für die Daten von 8.000 Institutionen und Unternehmen der Gesundheitswirtschaft - Krankenhäuser und Reha-Kliniken, Krankenversicherungen, Pharmaunternehmen und Hersteller medizinischer Geräte, Verbände, wissenschaftliche Einrichtungen, politische Gremien, Ministerien und Behörden - ausgewertet wurden.
Wie eine Studie aus dem vergangenen Jahr ergeben hat, sind mehr als 75 Prozent der Arbeitskräfte in der Gesundheitswirtschaft weiblich. Die jetzt veröffentlichte Studie sei "ein fatales Signal", sagt Sevilay Huesman-Koecke, International Director und Head of Business Development im Bereich Gesundheitswirtschaft bei PwC, "angesichts von Pflegenotstand und Fachkräftemangel gelingt es der Gesundheitswirtschaft damit auf keinen Fall, sich als attraktiver Arbeitgeber für Frauen zu präsentieren."
Besonders drastisch sei der Rückgang im Bereich von Politik und Verwaltung. Demnach sind von 44 Prozent in 2015 mittlerweile nur noch 31 Prozent der Führungspositionen in weiblicher Hand. Das Gesetz zur gleichberechtigten Teilhabe von Männern und Frauen in Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst, das 2015 in Kraft getreten ist, habe daran offensichtlich nichts geändert, so das Fazit.
Starke Unterschiede in den Krankenhäusern
Im Krankenhaussektor ist auch ein Ost-West-Gefälle erkennbar. Zwar liegt der Anteil von Frauen auf mittlerer Führungsebene in Krankenhäusern und Reha-Kliniken bei 49 Prozent, im Hinblick auf die obere Führungsetage gibt es dagegen deutliche Unterschiede. So sind in Ostdeutschland bis zu 42 Prozent der Führungskräfte weiblich; in Westdeutschland, etwa in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, sind es lediglich 30 Prozent. Im Bundesdurchschnitt sind 34 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt. Ein weiterer Unterschied ist in der Trägerschaft erkennbar. In privat geführten Häusern ist der Anteil weiblicher Führungskräfte mit 36 Prozent am höchsten. Danach folgen öffentliche Träger (33 Prozent), das Schlusslicht bilden freigemeinnützige Träger. Hier sind 32 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt.
Fortschritte in Pharmaindustrie und bei Kassen
Eine positive Entwicklung gibt es dagegen in der Pharmaindustrie. Hier hat sich der Anteil von Frauen auf Vorstandsebene von fünf Prozent im Jahr 2015 auf derzeit 21 Prozent erhöht. Schon in der mittleren Führungsebene in Pharmaunternehmen machen Frauen rund 55 Prozent des Personals aus. "Das zeigt, dass die Förderung im mittleren Management ansetzen muss. Wenn der Frauenanteil hier stimmt, gibt es für Spitzenpositionen auch genügend qualifizierte Bewerberinnen", so Huesmann-Koecke.
Auch in den Krankenversicherungen gibt es kleine Fortschritte. Gemessen am Gesamtanteil der Angestellten sind die Kassen mit rund 70 Prozent in Frauenhand. In der Führungsebene sind jedoch nur 24 Prozent weiblich, an den Spitzen und in den Vorständen sind es sogar nur 11 Prozent. Insgesamt liege der Anteil von Frauen im Topmanagement der Kassen inzwischen bei 16 Prozent, ein Wachstum von rund vier Prozent gegenüber 2015.
Weitere Ergebnisse:
- Wissenschaftliche Institute: Fast jede vierte Top-Position ist in weiblicher Hand, leichtes Wachstum um ein Prozent. Überprüft wurden rund 100 wissenschaftliche und Forschungsinstitute der Gesundheitswirtschaft
- Verbände: 29 Prozent Frauenanteil in der obersten Leitungsebene, ein Wachstum um sieben Prozent. Überpruft wurden 1.287 Verbände und Interessenvertretungen.