Pflegepersonalbemessung

Asklepios-Chef Hankeln warnt vor PPR 2.0

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Asklepios-Chef Hankeln warnt vor PPR 2.0
Kai Hankeln © Asklepios

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat seit Jahren vehement die Einführung der PPR 2.0 gefordert – mit Erfolg. Nun wendet sich der Chef des zweitgrößten Klinikbetreibers mit klaren Worten gegen das Bemessungsinstrument. 

Die Krankenhauspflege leidet an Personalmangel und Überlastung. Anfang des Monats hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach deshalb die Einführung der Pflegepersonalregelung PPR 2.0 angekündigt. Mit diesem Instrument erreiche die Politik aber keine bessere Situation für die Pflege, sondern das Gegenteil, warnt nun das Klinikunternehmen Asklepios. Der zweitgrößte Krankenhausbetreiber Deutschlands glaubt, dass der bürokratische Aufwand zur täglichen Einstufung des Pflegebedarfs erheblich sei. “Wenngleich die PPR 2.0 vorgibt, ein objektives Bemessungsinstrument zu sein, bietet sie einen großen Interpretationsspielraum bei der Einstufung der Patientinnen und Patienten. Zudem wird dabei ausschließlich der Zeitaufwand für die Pflege ermittelt, die dafür notwendige Qualifikation der Pflegekräfte wird jedoch nicht berücksichtigt“, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns. Asklepios-Chef Kai Hankeln unterstreicht: „Angesichts der angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt in der Pflege und einer weiter vorherrschenden Pandemie ist die unmittelbare Androhung von Sanktionen im Fall von dauerhafter Unterschreitung des Umsetzungsgrades, wie unlängst vom Bundesgesundheitsminister getan, in keiner Weise nachzuvollziehen.“ 

Gespaltene Kliniklobby

Die Sanktionen kritisiert auch die DKG. Insgesamt hat der Dachverband der Krankenhäuser allerdings mit viel Energie – und gegen erhebliche Widerstände – dafür gekämpft, die PPR 2.0 auf die Agenda und in die Umsetzung zu bringen. Insofern lässt die Kritik des Asklepios-Chefs aufhorchen. Sie ist Ausdruck dafür, wie heterogen die Interessenslage in der Krankenhauslobby bezüglich der Pflegepolitik ist. Während vor allem öffentliche und konfessionelle Kliniken die Pflegepersonaluntergrenzen (PPUG) als „schlecht gemacht“ verdammen, signalisieren die privaten Bertreiber hier eher Kooperationsbereitschaft. Beim Pflegebudget sind die Vorzeichen umgekehrt (private Betreiber lehnen es überwiegend ab). Nun deutet sich auch bei der PPR 2.0 eine Spaltung der Szene an. 

Lauterbachs Umsetzung der PPR 2.0

Ursprünglich haben DKG, Deutscher Pflegerat und Verdi die PPR 2.0 entwickelt. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat Anfang Juli angekündigt, die PPR 2.0 ab 2024 verpflichtend für bettenführende Stationen aller zugelassenen Krankenhäuser einzuführen, um den Pflegepersonalbedarf zu ermitteln. Ab Januar 2023 startet PPR 2.0 in einer ersten Erprobungsphase in ausgewählten Krankenhäusern. Auf Grundlage der durch die Pflegekräfte täglich vorzunehmenden Pflegeeinstufungen der Patient:innen wird die Anzahl der einzusetzenden Pflegekräfte ermittelt. Der ermittelte Pflegepersonalbedarf (Soll-Besetzung) wird mit dem tatsächlich in dem jeweiligen Bereich eingesetzten Pflegepersonal abgeglichen (Ist-Besetzung), um anhand der Differenz die Personalsituation im Krankenhaus sichtbar zu machen und daraus krankenhausindividuelle Umsetzungsgrade der Pflegepersonalregelung zu ermitteln. 

Autor

 Jens Mau

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