Die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) warnt vor dunkelroten Zahlen in der Krankenhauslandschaft für das Jahr 2024. Knapp 80 Prozent der Krankenhäuser (79,2 Prozent) erwarten laut BWKG-Indikator für 2024 rote Zahlen. „So schlecht war die finanzielle Lage der Kliniken im Land seit Beginn unserer Befragungen im Jahr 2010 noch nie“, so Heiner Scheffold, Vorstandsvorsitzender der BWKG über die jüngsten Ergebnisse.
Schon jetzt stünden die Krankenhauskapazitäten nicht mehr in vollem Umfang zur Verfügung, da nicht alle Betten belegt werden könnten. Laut den Ergebnissen des BWKG-Indikators können 12,7 Prozent der Betten in den Allgemeinkrankenhäusern nicht wie vorgesehen genutzt werden. Aufgrund des fehlenden Personals können allein in baden-württembergischen Allgemeinkrankenhäusern aktuell 9,7 Prozent der Betten nicht belegt werden. Zudem können 1.400 Betten nicht mit neuen behandlungsbedürftigen Patienten besetzt werden, da sie mit Personen belegt sind, die auf eine passende Anschlussversorgung warten. Auch an qualifiziertes Personal zu kommen weist laut BWKG-Indikator Schwierigkeiten auf: Die Geschäftsführenden von rund 90 Prozent der Krankenhäuser geben an, dass es schwierig oder eher schwierig ist, Pflegefachkräfte zu finden. 77,5 Prozent haben Probleme mit der Neubesetzung freier Stellen im Funktionsdienst. Etwa 72 Prozent haben Schwierigkeiten, freie Stellen im Ärztlichen Dienst neu zu besetzen.
Forderungen der BWKG
Scheffold macht die Bundesregierung in erster Linie für diese „dramatische Verschlechterung“ verantwortlich. „Sie hat den Krankenhäusern im Land durch gesetzliche Änderungen allein 2023 über 100 Millionen Euro weggenommen und verweigert außerdem die dauerhafte Finanzierung der Inflationskosten durch den Ukraine-Krieg“, kritisiert Scheffold. „Wir fordern die Rücknahme der Kürzungen, die Erhöhung der Krankenhausvergütung um mindestens vier Prozent und die verlässliche Finanzierung von künftigen Kostensteigerungen“, so der BWKG-Vorstandsvorsitzende weiter. Wenn die Krankenhausfinanzen nicht schnellstmöglich stabilisiert werden, drohe im Land eine Verschlechterung der Versorgung der Menschen, da nicht alle Krankenhäuser diese Situation werden bewältigen könnten. Eine Krankenhausreform sei dann nutzlos. Aktuell seien bereits drei baden-württembergische Krankenhäuser im sogenannten Schutzschirmverfahren, das Ziel: über die Eigenverwaltung noch eine Sanierung zu erreichen.