Braucht es Qualifizierungen zum Thema Change Management im Gesundheitswesen? Der ein oder andere von Ihnen wird sich fragen: Was soll das denn jetzt noch? Change Management haben wir ständig, kein Tag ist wie der andere, und irgendwie klappt es doch auch immer. Aber genau das ist das Problem: Es klappt irgendwie immer, aber leider nicht zur Zufriedenheit der Patienten und der Mitarbeiter. Es wird gezaubert, improvisiert, drumherum organisiert. Doch um Veränderungen wirklich nachhaltig zu initiieren und aus dem Improvisationschaos herauszukommen, braucht es Handwerkszeug und eine positive Haltung zu Veränderungen. Veränderungsaffinität beschreibt es gut. Dazu gehören Mut, einmal andere Wege zu gehen, Neugier, Kreativität, Kooperativität, aber auch Empathie und Glaubwürdigkeit, um Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Eine gute Orientierung gibt das Kompass-Change-Modell (KCM), welches aus den Erfahrungen des Change Managements des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein entwickelt wurde. Es orientiert sich an Persönlichkeitseigenschaften, Werten und Kommunikationsverhalten im Veränderungsprozess. Das zeigt: Beschäftigte in Krankenhäusern können Change Management erlernen und Veränderungen durch eine neue Brille betrachten.
Was sollte eine Fortbildung berücksichtigen bzw. beinhalten? Entscheidend sind Praxisfälle, an denen gearbeitet werden kann. Diese sollten unter anderem mit folgenden Themenstellungen verknüpft werden: Modelle und Theorien zum Change Management, Rollen- und Selbstverständnis sowie das Leitbild als Veränderungsgestalter und -begleiter, (Aus-) Gestaltung von Veränderungen, Reflektion und Wirkungsbetrachtung von Maßnahmen in Veränderungsprozessen sowie ein angepasstes Kommunikationstraining.
Natürlich ist das Arbeiten in kleinen Gruppen (8 bis maximal 10 Teilnehmer) zu bevorzugen, am besten als Inhouse-Veranstaltung. Zudem sollten die Teilnehmer aus allen Berufsgruppen kommen, damit auf individuelle Themenstellungen eingegangen werden kann und Lösungen für die eigenen Praxisfälle selbständig und aktiv erarbeitet werden.
Durch das Krankenhauszukunftsgesetzt (KHZG) wird der Bedarf an Unterstützung und Qualifikation entscheidend zunehmen, da eine veränderte Digitalisierung fast alle Abläufe im Krankenhaus beeinflusst und nicht alle Mitarbeiter davon begeistert sind. Bis Abläufe vereinfacht und leichter sind, bedarf es eines intensiven Lern- und Erprobungszeitraums, für den der Klinikalltag meist keine Zeit lässt. Hier besteht die Gefahr, dass effektive und effiziente IT-Lösungen nur halbherzig genutzt werden und zusätzlich mit „alten Wegen“ kompensiert wird, was wiederum den Faktor Zeit kleiner und Informationslücken größer werden lässt. Krankenhäuser, die ihre Mitarbeiter rechtzeitig in Sachen Change Management schulen, werden davon profitieren.