„Die von Karl Lauterbach bestellte Auswertung von Abrechnungsdaten zur Qualitätsbewertung markiert einen neuen Tiefpunkt in der politischen Debatte um die Zukunft der Krankenhausversorgung in Deutschland“, erklärte Gerald Gaß, Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) angesichts der Potenzialanalyse der Regierungskommission. Darin heißt es, dass über 20.000 Lebensjahre pro Jahr durch Zentralisierung von Krankenhäusern gerettet werden könnten. „Krankenhäuser beteiligen sich seit vielen Jahren freiwillig und trotz fehlender Refinanzierung gerade im Bereich der Krebstherapie mit großem Engagement an Qualitätssicherungsmaßnahmen und Zertifizierungen. Aus unwissenschaftlichen Analysen abgeleitete plakative Aussagen über vermeidbare Todesfälle bei Krebspatienten und Schlaganfällen sind kein konstruktiver Beitrag zu einer sachlichen politischen Debatte“, kritisierte der DGK-Chef.
Besonders die von der Regierungskommission als Beispiel herausgegriffene Schlaganfallversorgung eigne sich nicht für die Qualitätsdiskussion. Die Zahl der zertifizierten Stroke Units hat sich über die Jahre stetig auf heute 343 erhöht. „Eine Auswertung des Bundesinstituts für Bau, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigt, dass die Bevölkerung in Deutschland nahezu optimal mit Stroke Units versorgt ist. Fast 90 Prozent der Bürger erreichen von ihrem Wohnort aus eine Stroke Unit innerhalb von 30 Minuten.“ Kaum ein Versorgungsbereich in Krankenhäusern wird so umfassend durch eigens beauftragte Qualitätsstellen dokumentiert wie die Schlaganfallversorgung.
Wenn nun in der vorgelegten Studie aus den Abrechnungsdaten der Krankenhäuser codierte Schlaganfallpatienten identifiziert werden, die im Krankenhaus nicht in einer Stroke Unit behandelt wurden, dann sind das fast ausschließlich Patienten, die eben nicht mit einem akuten Verdacht auf Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert wurden, sondern mit einer unklaren Diagnose. Gerade bei älteren Patienten werden Schlaganfälle als solche oft nicht früh erkannt, und die Patienten kommen erst Tage später in die Behandlung. „Daraus einen Zusammenhang zur Behandlungsqualität der Krankenhäuser zu ziehen, ist völlig absurd“, so Gaß.
Auch die Daten zur onkologischer Behandlungsqualität werfen bei Gaß Fragen auf. Kliniken in diesem Bereich unterziehen sich freiwillig entsprechenden Zertifizierungen. Die Zahl der von der Krebsgesellschaft für eine onkologische Behandlung zertifizierten Standorte steige daher stetig. Von 2010 bis 2022 hat sie sich von 641 auf 1926 entwickelt. Seit 2017 bis heute ist die Zahl der zertifizierten Organkrebszentren um fast 50 Prozent und die der zertifizierten onkologischen Zentren um fast 40 Prozent gestiegen. „All das haben die Krankenhäuser mit ihrem freiwilligen Engagement erreicht, nicht durch Zwangsmaßnahmen aus dem Bundesgesundheitsministerium. Und diese Entwicklung geht weiter. Es ist unübersehbar, dass die Krankenhäuser längst auf dem Weg sind und alles unternehmen, um die Patientenversorgung weiter zu verbessern“, sagt Gaß.