Die elektronische Patientenakte (ePA) steht seit Januar 2021 zwar allen gesetzlich Versicherten zur Verfügung, aber weniger als ein Prozent nutzt sie und viele der persönlichen Akten sind noch „leer“: Lediglich rund 135.000 Dokumente wurden in die ePA geladen. Um die Nutzung zu skalieren, hatte die Gesundheitsministerkonferenz im Juni 2022 beschlossen, ein Opt-out Verfahren zu prüfen – und die Gesellschafterversammlung der Gematik hat Anfang November die Opt-out-ePA beschlossen.
Zu diesem Ergebnis kommt der neue E-Health Monitor von der Unternehmensberatung McKinsey & Company. Zum dritten Mal misst er anhand von rund 30 Indikatoren den digitalen Fortschritt des deutschen Gesundheitssystems.
Ein weiteres Problem: Das finanzielle Potenzial der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen ist mit jährlich 42 Milliarden Euro groß. Ein Großteil dieses Potenzials (8 Milliarden Euro) entfällt dabei auf die ePA und das E-Rezept, wobei die Patientenakte mit geschätzten 7 Milliarden Euro den mit Abstand größten potenziellen Nutzen aufweist. Bislang wurden jedoch nur rund 1,4 Milliarden Euro des finanziellen Potenzials erschlossen.
Zu wenig digitale Kommunikation zwischen Leistungserbringern
Ein weiteres zentrales Element der Digitalisierung des Gesundheitssystems ist die Optimierung der Kommunikation zwischen Leistungserbringern und dem reibungsfreien Datenaustausch. Trotz einer Verdreifachung des Anteils von mehrheitlich digitaler Kommunikation zwischen Arztpraxen und Krankenhäusern von vier Prozent im Vorjahr auf nunmehr zwölf Prozent ist das Skalierungspotenzial für digitalen Datenfluss zwischen den Leistungserbringern damit bei weitem nicht ausgeschöpft.
Einer der Gründe für die weiterhin hohe Präsenz von analoger Kommunikation ist die relativ geringe digitale Reife der deutschen Krankenhäuser, so die Autoren der Studie: Ihre Reife bewerteten Krankenhäuser im Digitalradar Krankenhaus mit durchschnittlich 33 von 100 Punkten. Das am besten bewertete Krankenhaus erreichte 64 Punkte. Außerdem bemängeln niedergelassene Ärzt:innen die reibungsfreie Nutzung der digitalen Infrastruktur: Die Hälfte der Arztpraxen, die an die TI angeschlossen sind, beklagt wöchentlich technische Fehler. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 36 Prozent.