Mehrere Fachabteilungen sollen vom Standort Soltau an den Standort Walsrode verlegt werden. Ziel des Medizin- und Sanierungskonzepts sei, das Heidekreis-Klinikum (HKK) zukunftssicher aufzustellen.
Durch die Konzentration an einem Standort sollen die Standards des in Kraft getretenen Krankenhausversorgungsgesetztes (KHVVG) eingehalten und das medizinisch-stationäre Angebot im Heidekreis weiterhin angeboten werden können. „Außerdem haben wir schon heute, ganz ohne Krankenhausreform, mit Personalengpässen zu kämpfen, denn wir halten Doppelstrukturen bei zum Beispiel zwei Operationseinheiten, zwei Intensivstationen und zwei Notaufnahmen vor. Durch die Zusammenlegung werden wir Doppeldienste reduzieren, schaffen eine sichere Dienstplanung für unsere Mitarbeitenden und werden auch den Defizitausgleich des Landkreises für die Heidekreis-Klinikum gGmbH auf bis zu 14,8 Millionen Euro senken können“, sagt Achim Rogge, Geschäftsführer des HKK.
Geplante Umzugstermine der Fachabteilungen
Die Verlagerungen der Fachabteilungen stehen in einem engen Zusammenhang miteinander, teilt das HKK mit. Solange die Kardiologie am Standort Soltau existiert, sollen auch Intensivstation und Zentrale Notaufnahme dort bleiben. Die Umzugstermine sind wie folgt geplant:
- Psychiatrische Institutsambulanz (PIA): Die Zusammenlegung der PIA des Standorts Soltau mit der PIA am Standort Walsrode ist für das zweite Quartal vorgesehen.
- Unfallchirurgie und Orthopädie: Der Umzug dieser Abteilung wurde am Mittwoch in dieser Woche abgeschlossen. Bereits seit dem 14. April werden alle unfallchirurgischen Patienten, die stationäre Behandlung bedürfen, von den Rettungsdiensten an den Standort Walsrode gebracht.
- Stroke Unit und Neurologie: Die Verlagerung dieser Abteilungen ist voraussichtlich zum 1. Oktober geplant.
- Kardiologie: Die Verlagerung wird voraussichtlich im vierten Quartal erfolgen; hierfür muss eine Containeranlage errichtet werden, die neben Patientenzimmern auch zwei Herzkatheterlabore umfasst.
- Zentrale Notaufnahme, stationäre Radiologie und Intensivmedizin: Diese Abteilungen werden voraussichtlich im Januar 2026 nach Walsrode verlagert, nachdem die Kardiologie umgezogen ist.
Versorgungslage für psychisch Erkrankte
Die HKK behandelt jährlich rund 900 Patient:innen stationär sowie etwa 230 in den beiden Tageskliniken. Die PIA in Soltau wird verlagert, jedoch bleibt die Tagesklinik vor Ort bestehen. Aktuell beträgt die Wartezeit auf einen Therapieplatz in der Tagesklinik Walsrode etwa drei Monate, am Standort Soltau etwa vier Monate.
Es besteht eine Unterversorgung im ambulanten, niedergelassenen Bereich Psychiatrie; Wartezeiten auf ambulante Psychotherapie betragen oft bis zu einem Jahr oder länger bei Praxen in Niederlassung. Auf der Psychotherapiestation A1 ist die Wartezeit – im Vergleich – aktuell kurz: Innerhalb von ein bis zwei Wochen kann ein Aufnahmetermin im HKK Walsrode vergeben werden.
Sicherstellung der medizinischen Grundversorgung
Um die medizinische Versorgung im Heidekreis zu gewährleisten, planen Landkreis, Rettungsdienst und HKK mehrere Maßnahmen:
- Optimierung des Rettungsdienstes: Die Rettungsdienste bleiben dezentral an ihren Standorten im gesamten Heidekreis aktiv, um eine flächendeckende Erreichbarkeit zu gewährleisten. Der Landkreis evaluiert derzeit den Bedarf an einem weiteren Rettungswagen.
- Erweiterung der ambulanten Versorgungsangebote: Die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) an beiden Standorten werden, wie im öffentlich-rechtlichem Vertrag (örV) dem Auftrag nachkommen, sogenannte Family-Center aufzubauen. Zudem übernimmt Niedersachsen ab dem 1. Juli deutschlandweit bei der Reform des ärztlichen Bereitschaftsdienstes eine Vorreiterrolle. Ab diesem Zeitpunkt soll der Landkreis Heidekreis Teil der Bereitschaftsdienstregion Elbe-Weser-Bereich werden, in der die Johanniter als neuer Dienstleister fungieren: Sie bauen ein umfassendes Netzwerk mit Ärzten und Fachleuten auf, das im Bedarfsfall während des Bereitschaftsdienstes auch Hausbesuche durchführen kann. Patienten, die die Telefonnummer 116 117 anrufen, werden zunächst telemedizinisch oder telefonisch eingeschätzt. Laut Analysen sollen damit bereits 80 Prozent der Anrufenden ausreichend ärztlich beraten oder behandelt werden können.
- Einhaltung des öffentlich-rechtlichen Vertrages zwischen dem Landkreis, dem HKK und den Städten Walsrode sowie Soltau: Werktags werden fußläufige Patienten mit unfallchirurgischen Verletzungen untersucht und entweder ambulant behandelt oder bei Bedarf an den Standort Walsrode verlegt.