In Hessen startet das Modellvorhaben „Sektorenübergreifende ambulanten Notfallversorgung“ (SaN)". Damit werden in drei Landkreisen neue Strukturen zur Notfallversorgung eingeführt und der ambulante und stationärer Sektor sowie die zentralen Leitstellen des Rettungsdiensts enger verzahnt. Die Patienten sollen so genau die Versorgung erhalten, die im jeweiligen Einzelfall notwendig ist.
Die zentralen Leitstellen des Rettungsdiensts und die Leitstellen der KV Hessen werden technisch verknüpft, damit die Patienten von einem System in das andere übergeben werden können. Patienten, bei denen ein ambulanter und kein stationärer Behandlungsbedarf besteht, werden in einer Partnerpraxis versorgt. Um dies zu ermöglichen, werden die Partnerpraxen mit ihren Kapazitäten im interdisziplinären Versorgungsnachweis IVENA dargestellt. Mit der Software „SmED“ (Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland) wird ein einheitliches Ersteinschätzungsverfahren zur Beurteilung der Patienten angewendet.
Durch das Pilotprojekt werden vermeidbare Einsätze des Rettungsdiensts reduziert und die Notaufnahmen in Krankenhäusern entlastet, so Gesundheitsminister Kai Klose. "Mit unserem gemeinsamen Schritt setzen wir bereits um, was im Bundes-Koalitionsvertrag noch als Ziel benannt ist: eine integrierte Versorgung bei Notfällen durch die Verbindung der Zentralen Leitstellen des Rettungsdiensts und der 116 117 der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen."
Dr. Eckhard Starke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV Hessen betont: „Das SaN-Projekt verbessert die Versorgungsqualität für die Behandlung der ambulanten Notfälle erheblich. Mit dem Pilotprojekt bringen wir IVENA in die ambulanten Praxen und geben den Zentralen Leitstellen einen Echtzeitüberblick über die Verfügbarkeit und die Leistungsfähigkeit. Damit sind einige der zentralen Gedanken des Papieres der Bertelsmann Stiftung zur Neuordnung der Notfallversorgung aufgegriffen."
Die gesetzlichen Krankenkassen in Hessen unterstützen das Projekt inhaltlich und finanziell. "Dabei ist uns besonders wichtig, dass der gesamte Versorgungsprozess qualitätsgesichert wird, damit die Patient:innen durchgängig angemessen versorgt werden“, so Claudia Ackermann, Leiterin der vdek-LV stellvertretend für die GKV in Hessen.
Prof. Dr. Steffen Gramminger (Hessische Krankenhausgesellschaft) sagte: „Das SaN-Projekt hat das Potential, die Notaufnahmen der Krankenhäuser wesentlich zu entlasten. Dies ermöglicht den Krankenhäusern sich auf die wirklich schweren Fälle zu konzentrieren. Darüber hinaus zeigt das Projekt auf, wie die Thematik der ambulanten Notfallversorgung im Schulterschluss zwischen Krankenhäusern und den niedergelassenen Ärzten patientenorientiert gelöst werden kann.“