Corona-Tagebuch

Intensivpflege in der Krisenvorbereitung

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Intensivpflege in der Krisenvorbereitung

Ich bin Pflegeexpertin (APN) im Wiesbadener St. Josefs-Hospital. An meinen sogenannten „APN-Tagen“ beschäftige ich mich mit allem rund um die Intensivpflege. Dazu gehören diverse Praxisentwicklungsprojekte, praxisnahe Forschung sowie Aus-, Fort- und Weiterbildung. Ich bin jederzeit ansprechbar bei schwierigen Fällen, Problemen und stehe mit Rat und Tat zur Seite. Wir alle kennen den Ansatz insbesondere in der Pflege: Es sind noch andere da und in der Vergangenheit ging es auch ohne Advanced Nursing Practice (ANP). Erstaunlicherweise war der Empfang an meinem ersten Arbeitstag nach dem Urlaub in der Intensivstation, in der ich tätig bin, mitten in den Vorbereitungen auf die Corona-Pandemie freudestrahlend mit der Aussage: „Endlich bist Du wieder da!“ 

Die bisherigen Vorbereitungen haben die Umstrukturierung der Bettenorganisation und die Aufarbeitung beziehungsweise Verteilung der Informationen aus dem klinikinternen Krisenstab umfasst. Der Willkommensgruß beschreibt die Aufgaben, die ich übernommen habe, sehr gut: reden, reden und reden. Als zentraler Punkt war es für das Leitungsteam und für mich am wichtigsten, die Ängste und Sorgen aufzugreifen und zu bearbeiten, diese quälende Ungewissheit, was auf uns zukommt, aufzulösen. Im Hinterkopf schwirrte mir das Zitat von Heiner Geißler „Wissen ist Macht. Unwissen ist Ohnmacht“ – Kompetenz hilft gegen Angst.

Deutschlandweit vernetzt

Schließlich habe ich mir alle Informationen eingeholt, mir die Ängste, Sorgen und Nöte der Kolleginnen angehört und mich täglich mit dem Stationsleitungsteam abgesprochen. Darüber hinaus habe ich mich mit der Arbeitsgruppe Critical Care des Deutschen Netzwerks für ANP (DNAPN) beraten. Beeindruckend war, dass gefühlt deutschlandweit alle Intensivpflegenden vor den gleichen Problemen standen. Nach dem Erfahrungsaustausch mit den APN-Kollegen habe ich Instrumente ausgewählt, um die Informationsaufbereitung und -weitergabe sicherzustellen.

In den Übergaberäumen wurde kurzerhand das APN-Infoboard in „Covid-19-Infoboard“ umgetauft: Ein täglich aktualisiertes Protokoll, welches alle Informationen zusammenfasst und in Hauptthemen gliedert. Die täglichen Neuerungen sind farblich markiert. Im nächsten Schritt habe ich in Zusammenarbeit mit der Hygiene eine Fotoanleitung zum An- und Ausziehen der persönlichen Schutzausrüstungen erstellt. Zusätzlich habe ich alle Informationen über das „neuartige“ Virus aufgearbeitet. Es bleibt bis heute kein Tag ohne neue Erkenntnisse aus und der eingerichtete Pubmed-Alert steht nie still. Seit Beginn der APN-Tätigkeit arbeite ich mit sogenannten „One Minute Wonder (OMW)“ Postern. Die Kernidee ist es, Wartezeiten mit Wissensvermittlung zu einem Thema auf einer DIN A4-Seite zu überbrücken. Diese Poster hängen bei den BGA-Geräten und erfreuen sich großer Beliebtheit. Letztlich habe ich die wichtigsten Informationen auf den OMW-Postern zusammengefasst und sie mit der Vielzahl von „Corona-Postern“ aus dem One Minute Wonder Netzwerk (HDZ NRW) ergänzt. 

Im nächsten Schritt galt es, insbesondere für unsere Berufsanfänger die Angst vor der Betreuung von Covid-19-Patienten zu nehmen. Mit Hilfe von Gesprächen und einer großen Auswahl an OMW-Postern rund um das Thema Acute Respiratory Distress Syndrom (ARDS) und Beatmungstherapie konnte viel Unsicherheit genommen werden. 

Kreative Lösungen

Die Anästhesiepflege war täglich zum Hospitieren vor Ort. Als APN stand ich den Kollegen aus der Anästhesie zur Seite und versorgte sie mit diversen Informationen zu unseren Strukturen und den Charakteristika der Intensivpflege. Aktuell nach der ersten großen Welle hat sich kristallisiert, dass die beginnenden Ohrmuschel-Dekubiti vom ständigen Mundschutztragen ein immens belastendes Problem sind. Auch diesem Problem habe ich mich angenommen und mittels eines Haarbands mit zwei Knöpfen gelöst. Mit einem Augenzwinkern würde ich fast behaupten, dass wir uns in zwei Jahren am meisten daran erinnern werden. Eigentlich kann man zu den vergangenen Wochen nur eins sagen: Ich bin stolz auf unser Team! Trotz aller Widrigkeiten, Unruhen und Trubel haben wir zusammengehalten und alles mit einem Lächeln bewältigt. Dabei freut es mich auch, dass meine Tätigkeit als APN dazu beigetragen hat.

Autor

 Jessica Kilian

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