Orientierungswert von Dr. Matthias Bracht, AKG

Kein Gold für Geld

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Kein Gold für Geld

In der Corona-Pandemie konnte das Gefühl aufkommen, dass nahezu alle Schwierigkeiten in der Gesundheitsversorgung mit mehr Geld zu lösen wären. Nach der schlechtesten Medaillenbilanz der deutschen Olympiageschichte seit der Wiedervereinigung bei den Sommerspielen ging es in der öffentlichen Auseinandersetzung natürlich auch ums Geld: Die Sportjournalistenzunft war schnell dabei festzustellen, dass die Ausbeute recht jämmerlich ausfällt angesichts der Rekordförderung, die der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) aus dem Bundeshaushalt in den vergangenen Jahren erhalten hatte. Teile der Bevölkerung sehen auch die geringe finanzielle Anerkennung unserer Olympiasieger als Ursache für die geringe Medaillenausbeute.

Nun darf durchaus hinterfragt werden, ob die Anzahl der olympischen Medaillen als alleiniges Bewertungskriterium für die Finanzierung und Förderung des Leistungssportes in Deutschland geeignet ist. Ein wenig erinnert diese Auseinandersetzung auch an unser Gesundheitswesen. Immerhin verbindet beide Welten das Privileg der Selbstverwaltung. Auf der einen Seite stehen die Selbstverwaltungspartner immer wieder unter dem öffentlichen Druck, dass die Ausgaben für das Gesundheitswesen seit Jahren kontinuierlich steigen. Eine Verbesserung der Leistungen ist dabei nur schwer zu beurteilen. Auf der anderen Seite fordern verschiedene Interessengruppen immer mehr Geld als Voraussetzung für die eigene Leistungsfähigkeit. Wo liegt also die Wahrheit?

Um am entscheidenden Wettkampftag Höchstleistungen zu erbringen, braucht es eine langjährige Aufbauarbeit mit einer zeitgemäßen Infrastruktur und ein großes Team aus verschiedenen Expert:innen. Und dennoch kann es passieren, dass im entscheidenden Moment eben nicht das ganze Leistungsvermögen abrufbar ist. Das kann in der Person der Sportler:in, der Wettkampfsituation oder den übrigen Rahmenbedingungen begründet sein. Die Aufgabe einer guten Sportförderung muss es also sein, optimale Trainingsbedingungen aus Sportstätten sowie Trainer:innen und Expert:innen zu schaffen, damit sich die am besten geeigneten Sportler:innen mit ihrer jeweiligen Spezialisierung langfristig auf den Tag X vorbereiten können. Die Goldmedaille kann man schließlich nicht einfach kaufen.

Müssen sich unsere Ärzt:innen und Pflegenden nicht auch immer wieder auf den Tag X vorbereiten und einstellen? Brauchen wir für eine gute medizinische Versorgung nicht auch eine zeitgemäße Infrastruktur und Teams aus verschiedenen Expert:innen? Warum wählen wir unsere Krankenhäuser nicht nach einheitlichen Qualifikationskriterien aus? Warum sorgen wir dann nicht für eine Spezialisierung entsprechend der jeweiligen Stärken? Warum sorgen wir nicht für eine ausreichende Finanzierung von Strukturen und Expertenteams?

Überträgt man das derzeitige Finanzierungssystem unserer Krankenhäuser auf den Sport, ergäbe sich folgendes Bild: Jeder ambitionierte Gelegenheitssportler darf sich in überholten und sanierungsbedürftigen Sportstätten mit zu wenig qualifiziertem Personal auf die Wettkämpfe vorbereiten. Belohnt wird, wer die meisten Wettkämpfe absolviert. Höchstleistungen gelingen nur mit professionellen Strukturen und zielorientierten Finanzierungsanreizen. Das gilt für den Sport wie auch für die Gesundheitsversorgung.

Autor

Dr. Matthias Bracht

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