Orientierungswert von Nils Dehne

Kompromissmodell „Strukturpunkte“

  • Orientierungswerte
Kompromissmodell „Strukturpunkte“

Leider reduziert sich die konzeptionelle Auseinandersetzung bisher auf die Frage der Sinnhaftigkeit oder Notwendigkeit einzelner Anforderungen an die Versorgungslevel. Im Wissen um die Unsicherheiten der politischen Zyklen müssten alle Akteure ein Interesse daran haben, dass Anforderungen an die Krankenhausstrukturen und an die konkrete Leistungserbringung nicht allein auf Basis einer Momentaufnahme durch ausgewählte Expertinnen und Experten gesetzlich verankert werden, ohne dass eine systematische Weiterentwicklung gleich mitgedacht wird.

Die die Kliniken der Allianz kommunaler Großkrankenhäuser (AKG) haben ein großes Interesse, dass die notwendigen Strukturreformen zügig in die Umsetzung kommen. Die vorliegenden Ansätze sind dafür eine gute Grundlage und bedürfen natürlich weiterer Konkretisierungen und Operationalisierungen. Hierfür müssen alle beteiligten Akteure Kompromisse eingehen. Natürlich bedeutet das auch, dass nicht alle Ziele mit einem großen Wurf erreicht werden können. Deshalb haben wir ein Kompromissmodell entwickelt, dass eine kontinuierliche Entwicklung zu einem gemeinsamen Zielbild möglich macht.

System der Versorgungslevel weiterdenken

Durch eine konzeptionelle Verknüpfung von Strukturanforderungen mit konkreten Punkten (sogenannten Strukturpunkten) und einer Festlegung von Zielkorridoren zur Zuordnung der Versorgungslevel (Mindestpunktzahl) könnte das starre System der Versorgungslevel sachgerecht weitergedacht werden. Mit einem solchen Modell wäre es sogar denkbar, den Ländern die Festlegung zusätzlicher Strukturanforderungen im Rahmen einer festgelegten Maximalpunktzahl zu gewähren und so spezifische Besonderheiten zu berücksichtigen. Natürlich wäre es auch möglich, einzelne verbindliche Kriterien – wie zum Beispiel die Notfallstufen – mit weiteren Strukturanforderungen über ein Punktesystem zu kombinieren.

Anforderungen in einem Punktesystem aufrechnen

Der große Mehrwert eines Punktesystems ist die Möglichkeit, einzelne Anforderungen gegeneinander aufzurechnen. Im ersten Schritt eröffnet dies Spielraum für notwendige Ausnahmen. Im zweiten Schritt offenbart sich eine sinnhafte Ausdifferenzierung der Versorgungsschwerpunkte.

  • Jedem Versorgungslevel wird nach diesem Modell eine Mindestpunktzahl zugewiesen. So kann ein Versorgungsniveau definiert werden, dass fachspezifische oder regionale Profilbildungen ermöglicht. 
  • In gleicher Weise könnten auch die Leistungsgruppen definiert werden. Anstelle einer fixen Verknüpfung von Leistungsgruppen und Versorgungsleveln wäre die Festlegung einer Mindestpunktzahl an Strukturpunkten für die Zuweisung einer Leistungsgruppe möglich. Gleichzeitig könnte jede Leistungsgruppe selbst eine bestimmte Anzahl von Strukturpunkten in die Ermittlung des Versorgungslevels einbringen.
  • Konsequent zu Ende gedacht könnten die so zusammengeführten Strukturpunkte an einem Standort auch zur Ermittlung des standortbezogenen Vorhaltebudgets herangezogen werden. Das bundeslandbezogene Vorhaltebudget wird dann auf Basis der Strukturpunkte auf die Standorte verteilt. Auch hier ist die Berücksichtigung der länderindividuellen Strukturpunkte in einem einheitlichen Maximalrahmen anreizgerecht darstellbar.

Mithilfe eines solchen Punktemodells kann eine statische Verankerung von konkreten Einzelanforderungen in gesetzlicher Form vermieden werden. Das ermöglicht allen Akteuren die kontinuierliche Anpassung unserer Krankenhausstrukturen an den Stand der Technik. Der Gesetzgebungsprozess wird dadurch erheblich vereinfacht und Kompromisse ohne eine substanzielle Verwässerung der Reformidee möglich. Während die Selbstverwaltung fachlich und sachlich bei der Festlegung und Bewertung von Strukturanforderungen in die Pflicht zu nehmen ist, eröffnet sich für den Gesetzgeber die Möglichkeit durch die Anpassung der Zielwerte auf Ebene der Versorgungslevel gestalterischen Einfluss auf die Krankenhausstrukturen der Zukunft zu nehmen.

Die scheinbare Komplexität dieses Konzeptes ist vielmehr eine strukturierte Flexibilität. Wer anerkennt, dass die Herausforderungen unserer Zeit weder statisch noch eindimensional sind, wird auch feststellen, dass ein anreizgerechter Ordnungsrahmen für eine zukunftsfähige Krankenhauslandschaft keine Frage einer Momentaufnahme sein kann.

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Mit unserem täglichen Newsletter informieren wir bereits rund 10.000 Empfänger über alle wichtigen Meldungen aus den Krankenhäusern und der Gesundheitsbranche

Kontakt zum Kundenservice

Rufen Sie an: 0 56 61 / 73 44-0
Mo - Fr 08:00 bis 17:00 Uhr

Senden Sie uns eine E-Mail:
info@bibliomedmanager.de

Häufige Fragen und Antworten finden Sie im Hilfe-Bereich