Orientierungswert

Krankenhäuser als Spielball zwischen Bund und Ländern

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Krankenhäuser als Spielball zwischen Bund und Ländern

Die Situation unserer Krankenhäuser erinnert derzeit an die Rolle des Balls im Ping-Pong-Spiel zwischen Bund und Ländern. In regelmäßigen Abständen gibt es von einer der beiden Seiten einen kräftigen Schlag, mit dem Ziel, das Problem zurück in die Hälfte des Gegenspielers zu verfrachten. Noch ist der Ball im Spiel und sorgt für hohe Einschaltquoten auf Seiten der Medien. Jeder aufmerksame Zuschauer weiß aber, dass in einem intensiven Tischtennisspiel die Bälle regelmäßig ausgetauscht werden. Wir haben nur eine begrenzte Zahl an Bällen in diesem Spiel. Viele davon sind in einem wenig wettbewerbstauglichen Zustand. Ein baldiges Spielende ist allerdings noch nicht in Sicht.

Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser ist dramatisch. Trotzdem hat man derzeit nicht das Gefühl, dass sich Bund und Länder intensiv um ein schnelles Ergebnis in der Reformdebatte bemühen. Vielmehr verharrt der Schlagabtausch auf hoher Flughöhe und ohne methodische Untermauerung. Für Krankenhausträger, Mitarbeitende sowie Patientinnen und Patienten ist eine glaubwürdige Perspektive und ein nachvollziehbarer Entwicklungspfad in weiter Ferne. In dieser Situation sind akute Hilferufe aus den Krankenhäusern nach einer kurzfristigen Unterstützung angesichts der extremen Kostensteigerungen nachvollziehbar und für den einen oder anderen auch schon nahezu alternativlos. Die Strukturbereinigung in der deutschen Krankenhauslandschaft hat vielerorts bereits begonnen. Insolvenzverfahren, Fusionsmeldungen und Standortdebatten bahnen sich in allen Teilen des Landes unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit den Weg. Die notwendigen Entscheidungen sind ohne klare Perspektive ausgesprochen schwierig und oftmals schmerzhaft. Wo immer möglich, wird abwarten und aushalten zur zentralen Strategie von Management und Aufsichtsgremien. Damit verschlimmert sich die Situation für alle verbleibenden Akteure zusätzlich. Zum Gewinner wird, wer den Status quo am längsten über die Zeit rettet.

Natürlich wird der Umbau der Krankenhauslandschaft Geld kosten. Natürlich kann derzeit niemand die genauen Kosten glaubwürdig beziffern. Und selbstverständlich brauchen die Krankenhäuser in dieser Situation kurzfristige Unterstützung. Die größte Unterstützung wäre eine schnelle Einigung zwischen Bund und Ländern auf ein klares Zielbild aus Versorgungsstufen bzw. -leveln und Leistungsgruppen. Ein klares Bekenntnis zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Bund und Ländern für die Finanzierung der notwendigen Reformen wäre die zweite wichtige Säule für eine langfristige Sicherung unserer Versorgung. 

Als dritte Säule mit nachhaltiger Wirkung schlagen wir eine Aufstockung und Vereinfachung des bestehenden Strukturfonds vor. Damit sollen jene Akteure motiviert und belohnt werden, die schon heute notwendige Strukturanpassungen einleiten und damit ein besonderes Risiko angesichts des ausstehenden Zielbilds und späterer finanzieller Auswirkungen eingehen. Diese Akteure tragen aktiv dazu bei, dass die Probleme unserer Versorgungslandschaft tatsächlich angegangen werden und Versorgung zukunftsfähig wird. Dazu sind die Förderbedingungen und die Antragsverfahren des Strukturfonds radikal zu vereinfachen und das Fördervolumen deutlich aufzustocken. Neben Standortschließungen und Bettenreduzierungen sollten die Umwandlung in ambulante Strukturen, die Verlagerung von Fachabteilungen, Fusionen und telemedizinische Vernetzungen oder gemeinsame Infrastrukturen in den Fokus der Förderung genommen werden. Diese Maßnahmen machen aus einem Zielbild auf dem Papier eine echte Blaupause. 

Auf diese Weise können die notwendigen Bälle im Spiel gehalten werden und neue Bälle kommen sogar dazu. Das ist in dieser Situation wichtig, denn „ohne Bälle kein Spiel“ und neue Bälle bringen oft einen besonderen Effekt ins Spiel.  

Autor

Dr. Matthias Bracht

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