385 Millionen Euro Schulden drücken die Uniklinik Frankfurt. Nun erwägt das Land Hessen, die Kredite schrittweise zu übernehmen. Das Haus selbst setzt auf Investitionen, einen Zukauf und die Krankenhausreform.
Die Schuldenlast des Universitätsklinikums Frankfurt (UKF) wiegt schwer: Das UKF hat mittlerweile Kredite in Höhe von 385 Millionen Euro am Markt platziert. Nicht nur der Hessische Rechnungshof stellte deshalb in der Vergangenheit fest: Die Uniklinik ist allein nicht in der Lage, seine Schulden perspektivisch zu begleichen. Mit dem Hackerangriff im Jahr 2023 hat sich die finanzielle Situation weiter verschärft.
Das Land Hessen zieht nun in Erwägung, schrittweise Kredite des UKF zu übernehmen, um die Schulden abzubauen. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion im Hessischen Landtag hervor. Die Uniklinik hat derzeit verschiedene Kredite mit unterschiedlich langen Laufzeiten am Markt platziert. „Soweit es die Haushaltslage des Landes Hessen zulässt, wird von der Landesregierung in den Jahren, in denen die einzelnen Kredite auslaufen, geprüft werden, ob zur Ablösung der jeweiligen Kredite, diese durch Mittel des Landes abgelöst werden können“, schreibt das Hessische Wissenschaftsministerium in der Antwort auf die Kleine Anfrage.
Fraglich ist jedoch, ob und wann das möglich sein könnte. Denn so wie in anderen Bundesländern und beim Bund steht auch in Hessen derzeit ein Sparkurs an. Der Haushalt ist momentan in der Abstimmung und soll im Frühjahr verabschiedet werden.
Wirkung der Krankenhausreform abwarten
Dass das Land Hessen die UKF-Kredite übernimmt, hält Daniel May, Sprecher für Hochschulmedizin der Grünen-Fraktion im hessischen Landtag, durchaus für möglich. „Die Schulden könnten in den Kernhaushalt des Landes überführt werden“, so May gegenüber Bibliomed. Es müsse jedoch zunächst geklärt werden, unter welchen Bedingungen das Land zu einem Schuldenschnitt bereit sei. May vermisst bisher auch Aussagen dazu, wie sich das UKF künftig aufstellen will, um eine „schwarze Null“ zu erreichen. Zunächst müsse analysiert werden, wie sich die Krankenhausreform auf das Uniklinikum auswirken wird und inwiefern Forschung sowie Lehre auskömmlich finanziert werden. Die Landesregierung und die Uniklinik müssten nun aus dem Krisenmodus herauskommen und mit den Planungen beginnen, sagt der Grünen-Politiker. „Die Richtung stimmt, aber die Geschwindigkeit müsste höher sein“, so Mays Einschätzung zu den Reformplänen.
Die Finanzsituation des UKF wird zunächst noch durch den Hackerangriff des vergangenen Jahres belastet. Die Angreifer hatten den Zugang eines freien Mitarbeiters eines externen Dienstleisters genutzt, um in das IT-System zu gelangen. Die Uniklinik musste daraufhin mit sämtlichen Systemen offline gehen. Nach dem Vorfall will das Uniklinikum nun eine neue Infrastruktur für das Rechenzentrum aufbauen. Das soll die Sicherheits- und Qualitätsstandards erhöhen. Und das wird teuer. Das UKF erhält voraussichtlich 15 Millionen Euro aus dem hessischen Nachtragshaushalt 2024, um die Folgen des Angriffs zu bewältigen. Dazu kommen weitere knapp 46 Millionen Euro an Investitionskosten für die neue Infrastruktur des Rechenzentrums.
Das UKF befindet sich somit insgesamt in einer schwierigen Lage. Zwar würden die Analysen unterschiedlicher externer Gutachter zeigen, dass die Uniklinik „grundsätzlich wirtschaftlich arbeitet“, so Kliniksprecher Christoph Lunkenheimer auf Anfrage. Es bestünden noch „geringfügige Potenziale“, um die Kosten zu senken und Erlöse zu steigern. „Diese liegen aber deutlich unter den steigenden Kosten zum Beispiel aufgrund von Tarif- oder Sachkostensteigerungen.“ Ein ausgeglichener Jahresabschluss sei bei den aktuellen Rahmenbedingungen in der bestehenden Infrastruktur „unmittelbar nicht erreichbar“. Erforderlich sei eine bessere Grundfinanzierung der Universitätsmedizin generell, „die die Komplexität der hier behandelten Fälle sowie die zusätzlichen Aufwände durch Forschung und Lehre adäquat berücksichtigt“, so Lunkenheimer. Das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) sei dabei „ein Schritt in die richtige Richtung“.
Kauf der Klinik Sachsenhausen soll helfen
Wichtig seien überdies Investitionen in die Gebäude, die das UKF auch mittelfristig in die Lage versetzen würden, die Versorgung aufrechtzuerhalten und dabei auskömmliche Erlöse zu erzielen, so Lunkenheimer. „Selbst nach vollständiger Inbetriebnahme des sogenannten zweiten Bauabschnitts mit circa 350 Betten verfügen nur circa 30 Prozent der stationären Versorgungsbereiche am Universitätsklinikum Frankfurt über eine aus organisatorischer und wirtschaftlicher Sicht effiziente Größe“, sagt der UKF-Sprecher. „Der überwiegende Anteil der Stationen ist viel zu klein, um wirtschaftlich betrieben werden zu können.“ Deshalb sei es wichtig, stationäre Versorgungsbereiche umzustrukturieren.
Hierbei spiele auch der Kauf des DGD Krankenhauses Sachsenhausen eine Rolle, der Anfang Dezember vergangenen Jahres bekannt wurde. Das UKF hatte einen zweistelligen Millionenbetrag bezahlt und dafür einen neuen Kredit aufgenommen. Der Kauf diene unter anderem dazu, an der Uniklinik „nicht mehr nutzbare bauliche Infrastruktur zu ersetzen und sich damit wirtschaftlich im Rahmen der Leistungserbringung besser positionieren zu können“, sagt Lunkenheimer. Die Finanzierung sei so angelegt, dass die Investition sich mittelfristig amortisieren würde.