Bundesgesundheitsminster Karl Lauterbach (SPD) erwartet eine Pleitewelle deutscher Kliniken, trotz der geplanten Krankenhausreform. „Wir stehen wirklich am Vorabend eines Krankenhaussterbens“, sagt er in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit". „Es werden leider auch Kliniken sterben, die gar nicht mal schlecht sind.“ Zu lange sei in der Vorgängerregierung nichts passiert.
Die Aussage Lauterbachs dürfe nicht dazu führen, dass die Politik tatenlos den kalten Strukturwandel in der Krankenhausversorgung über Insolvenzen akzeptiert, wirft die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ein. "Die Bevölkerung hat zu Recht die Sorge, dass Krankenhausstandorte aus wirtschaftlicher Not heraus geschlossen werden, die wir aber in Zukunft für eine flächendeckende Gesundheitsversorgung dringend brauchen werden", sagt DKG-Chef Gerald Gaß. "Ohne ein Vorschaltgesetz werden wir viele Kliniken verlieren, bevor die von Minister Lauterbach propagierte Reform überhaupt greifen kann."
Inflationsdruck, fehlende Investitionsförderung und strukturelle Unterfinanzierung trieben die Krankenhäuser schon heute in wirtschaftliche Not, dass viele von ihnen Abteilungen schließen, Insolvenz anmelden oder schließen müssen. Gaß fordert ein Gesetz für die Krankenhäuser, das vor die große Krankenhausreform geschaltet ist, und ihnen einen Ausgleich für die gestiegenen Personal- und Sachkosten einräumt.
Lauterbach sagt der "Zeit" gegenüber jedoch: „Wenn künftig mehr ambulant gemacht wird, wird es weniger unnötige Krankenhausaufenthalte und Eingriffe geben. Wenn dieser Druck wegfällt, können sich Pflegekräfte und Ärzte viel besser um die verbleibenden Patienten kümmern.“